Die erste Wahl ohne Jörg Haider seit dreißig Jahren

Werbung
Werbung
Werbung

Mit der Landtagswahl 2009 in Kärnten steht und fällt der Bestand des Bündnisses Zukunft Österreich (BZÖ). Jörg Haider, der seit über dreißig Jahren in Kärntens Politik Ton und Takt vorgab, gründete 2005 das BZÖ, um nach den erheblichen internen Turbulenzen und Spaltungsversuchen in der von ihm zum Erfolg geführten Freiheitlichen Partei einer Niederlage gegenüber dem rechten Flügel zuvorzukommen. Das BZÖ liegt in allen Umfragen zur Kärntner Landtagswahl voran, doch ein Blick zurück zeigt, wie sehr alle Wahlerfolge schließlich von der Person Haiders und seinem Einsatz abhängig waren.

Die letzte Kärntner Landtagswahl am 7. März 2004 war eine bisher beispiellose Aufholjagd von Haider. Ein halbes Jahr davor, im Oktober 2003, befand sich die Kärntner FPÖ, wie der Politikwissenschafter Peter Ulram, analysierte, „eindeutig in der Defensive“. Nach den Irritationen in der schwarz-blauen Koalitionsregierung in Wien war die FPÖ in Kärnten in den Umfragen auf 24 Prozent zurückgefallen, lag nahezu aussichtslos und abgeschlagen hinter den Sozialdemokraten, die in Umfragen auf 35 Prozent Stimmenanteil kamen. Sogar der Abstand zur ÖVP war geschmolzen: Die Schwarzen kamen in den Umfragen auf 21 Prozent. Bis Jörg Haider einen strategisch angelegten Wahlkampf entfachte.

Ein Sieger, der alles umgedreht hat

Haider entschuldigte sich für politische Vorgänge und mäßigte sich im Ton, wie Ulram im Jahrbuch für Politik 2004 schildert. Der Wahlkampf wurde auf seine Person zugeschnitten, die Kontrahenten verloren ihm gegenüber am Kompetenz und Glaubwürdigkeit. Mit einem klaren Ergebnis: Die FPÖ erhielt im März 2004 dann 42 Prozent der Stimmen, die SPÖ nur 33 Prozent. Überwiegendes Wahlmotiv für FPÖ: Haider.

In einer Analyse der Umfragen von einem halben Dutzend unterschiedlicher Quellen und Institute kommt Herwig Hösele von Public Opinion für die Landtagswahl am 1. März 2009 zu einem klaren Schluss: „In Kärnten wird das BZÖ als Nr. 1 aus dem Wahltag hervorgehen.“ Der Abstand zur zweitstärksten Partei werde aber knapper sein als zuletzt. In diesen Umfragen liegt das BZÖ, eigentlich „Liste Haider“, in einer Bandbreite von 39 bis 42 Prozent, die SPÖ bei 36 bis 39 Prozent, die ÖVP zwischen 12 bis 14, die Grünen 6 bis 8 und die FPÖ bei 5 bis 7 Prozent.

Die Zeit könnte gegen das BZÖ arbeiten, erwartet der Gallup-Experte Harald Pitters. Der Mythos Haider beginne zu bröckeln, mehr als die Hälfte der Wähler meine bereits, es werde ein „übertriebenes Gedenken“ betrieben. Doch seine Dominanz prägt das Gedenken: Haider war seit 1971 Mitglied im FPÖ-Bundesparteivorstand, begann seine politische Arbeit für Kärnten 1976 als Landesparteisekretär, war nahezu zwölf Jahre Landeshauptmann, ehe er im Oktober 2008 tödlich verunglückte. Noch ist die emotionale Brücke daher stark genug, um das BZÖ zum Wahlsieg zu führen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung