Die "Götter mit dem Rotstift"

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In kaum einem Lebensbereich ist der Mensch so unmittelbar betroffen und gleichzeitig so sehr abhängig wie dort, wo es um seine Gesundheit geht. Dies gilt umso mehr, wenn es "wirklich schlimm" ist, der Hausarzt, der Facharzt ambulant nicht mehr helfen können.

Sind schon diese (noch in Grenzen "frei gewählten") "Götter in Weiß" von einem zumindest ein wenig Respekt und Angst einflößenden Nimbus umgeben, ist das Krankenhaus bei aller Hoffnung und allem Vertrauen etwas beinahe Kafkaeskes: mit einer eigenen intransparenten Hierarchie, einer unverständlichen Sprache, ungewohnten Ritualen und einem weitgehenden Verlust von Selbstbestimmung.

Dazu kommt nach den jüngsten Meldungen der ärztlichen Standesvertretung eine zusätzliche Unsicherheit: waren zunächst vor allem Belagszahlen und Verweildauer die Eckpunkte der Krankenhausfinanzierung, ist es heute Leistungsorientierung gekoppelt mit Aufwand und Ertrag.

Das erscheint zunächst ökonomisch logisch, muß aber vor dem Hintergrund betrachtet werden, daß es zwischen den Krankenanstalten einen jahrelangen Wettlauf um die noch bessere technische Apparateausstattung und die noch illustreren personellen Kapazitäten gab.

Beides soll nun genützt und ausgelastet werden, verursacht aber natürlich Kosten, die nur durch kürzere Aufenthaltszeiten der Patienten kompensiert werden können. Und der Patient fragt sich nun zurecht, ob er im "alten System" zu wenig effizient und zu lang betreut wurde, während nun im "neuen System" die Gefahr besteht, aus finanztechnischen Gründen über- beziehungsweise unterbehandelt, auf jeden Fall aber schnell nach Hause geschickt zu werden.

Der Arzt wiederum steht unter dem Entscheidungsdruck, Arbeitszeit und -aufwand am kranken Menschen oder am monetär definierten Punktesystem für seine Leistungen zu orientieren.

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