Die große Stunde der Finanzminister

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Die Budgetrede gilt als Visitenkarte der Regierung und bildet den Höhepunkt des Parlamentsjahres. Ein selektiver Rückblick.

Der Budgetrede wird im Politikbetrieb traditionell besonders viel Aufmerksamkeit beigemessen. Schließlich gibt sie als "Regierungserklärung in Zahlen“ die Stoßrichtung der politischen Arbeit des kommenden Jahres vor. Der Opposition bietet die Rede meist reichlich Anlass zur Kritik, der Regierung die Möglichkeit zur Kursbestimmung - und dem Finanzminister nicht selten eine Bühne zur Selbstdarstellung.

Ferdinand Lacina (1986 - 1995)

Mit neun Budgetreden zwischen 1986 und 1995 war der SP-Finanzminister ein Routinier im Präsentieren des Bundesvoranschlags. Seine Reden wurden als fachlich fundiert geschätzt. Meistens hatte er allerdings satte Defizite der Großen Koalition zu verkünden. Das Rekord-Defizit von 5,8 Prozent kommunizierte er in seiner letzten Budgetrede im Jahr 1995. Damals warnte er "entschieden vor einer allzu starken Emotionalisierung der budgetpolitischen Situation.“ Die Regierung zerbrach trotzdem an den darauffolgenden Budgetverhandlungen.

Viktor Klima (1996 - 1997)

Als Finanzminister sah sich Klima 1996 mit neuen Herausforderungen der Globalisierung, der Ostöffnung und der europäischen Integration konfrontiert. Auch er hatte die undankbare Aufgabe, in einer Konjunkturpause Zahlen präsentieren zu müssen, die "kein Anlass zum Jubeln sind“ und verkündete Einsparungen auf Ausgaben- und Einnahmenseite um den Staatshaushalt zu konsolidieren. In den Salzburger Nachrichten war danach zu lesen: "Noch kein Finanzminister vor ihm hat in einer Budgetrede vergleichbare Wunder versprochen.“

Karl-Heinz Grasser (2000 - 2007)

"Ein guter Tag beginnt mit saniertem Budget“ und "Wir machen’s wieder gut“. Mit Werbeformeln wie diesen spickte Karl-Heinz Grasser seine erste Budgetpräsentation im Jahr 2000. Von den schwarz-blauen Regierungsabgeordneten wurde er dafür mit Standing Ovations honoriert, von der Opposition gab’s Hohn. Im Jahr 2001 bemühte er auch Zitate von Bertolt Brecht und Gotthold Ephraim Lessing zur Rechtfertigung seines Sparpaketes. Das von ihm propagierte "Nulldefizit“ wurde in seiner siebenjährigen Amtszeit als Finanzminister nur ein Mal erreicht.

Josef Pröll ( 2008 - 2011)

Zweimal hielt Josef Pröll als Finanzminister eine Budgetrede. 2009 blies er zur "Kampfansage gegen die Krise“ und nahm sich zur Vorbereitung ein Wochenende Auszeit. Im Vorjahr präsentierte Pröll das Budget, das einen "Weg aus der Schuldenfalle“ weisen sollte, erst Ende November. Die Regierung wurde für die verfassungswidrige Verspätung schon im Vorfeld scharf kritisiert. Zudem musste Pröll Steuererhöhungen verkünden, von denen im Vorjahr noch keine Rede war. Für seine Ansage "Alle reden von der Verwaltungsreform, wir leben sie“ erntete er laute Lacher aus dem Auditorium. (dol)

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