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"Die beiden strahlen nicht nur eine ähnlich gediegene Langeweile aus. Nein, sie sind in ihrem ideologiefreien Pragmatismus und … in einer effizienten Prinzipienlosigkeit Stiefgeschwister im Geiste." Die Rede ist hier natürlich von der Großen Koalition - nämlich jener in Deutschland, genauer gesagt von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD). Aber der Leitartikler der Süddeutschen wäre in seinem Urteil vielleicht etwas milder gewesen, hätte er die österreichische Regierung vor Augen gehabt: Egal ob man nach Partei (Faymann mit Steinmeier, Pröll mit Merkel) oder nach Amt (Faymann mit Merkel, Pröll mit Steinmeier) vergleicht - es geht so ähnlich aus wie im Fußball.

Herrliche Zeiten also für die Opposition, oder? Tja, hier sieht es noch schlechter für uns aus: dort eine rechtsliberale FDP, die jedenfalls schon mehrfach ihre Regierungs- und Koalitionsfähigkeit unter Beweis gestellt hat, da die nationalen oder regionalen Sozialisten (die einen stylish aufgemotzt, die anderen - nunmehr zum Jörg-Haider-Gedächtnisverein mutiert - im Habitus eher folkloristisch anmutend).

Die Vorzeige-Grünen

Also bleiben die Grünen. Die hatten einen EU-Parlamentarier, der es an intellektueller Schärfe und analytischer Prägnanz mit einem Joschka Fischer oder Daniel Cohn-Bendit durchaus aufnehmen konnte; die hatten einen Parteichef, der vielleicht den Gesetzen des Infotainments und des Häppchenjournalismus nicht entsprach, der aber klug und differenziert zu argumentieren wusste und, persönlich untadelig, jedenfalls einen Beitrag zur Hebung des (nicht eben berückenden) Niveaus der politischen Kultur in diesem Land leistete.

Nun aber hat auch bei den Grünen der Führungswechsel stattgefunden, der wohl, allen Dementis zum Trotz, mit einem Richtungswechsel einhergehen dürfte. Zuletzt hat für die österreichischen Grünen nicht minder gegolten, was besagter SZ-Kommentar für die deutschen Gesinnungsfreunde konstatierte: Sie "riechen mittlerweile … nach gestern, Westdeutschland und politischer Korrektheit". Das mit Westdeutschland kann man bei uns weglassen.

Können die Grünen mit Eva Glawischnig an der Spitze jetzt einen anderen, frischeren Geruch bekommen? Wollen sie das überhaupt? Was bisher zu vernehmen war, klang nach dem ultimativen Spagat oder dem bewährten ÖVP-Motto, allen alles sein zu wollen: in der EU-Politik, bei der Migrationsthematik, in der Wirtschafts- und Sozialpolitik.

Gucci & Birkenstock

"Der Spagat zwischen Gucci und Birkenstock wird für die neue Bundesvorsitzende der Grünen nicht machbar sein", spottete FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky. Indes, er könnte sich getäuscht haben. Es ist nämlich durchaus vorstellbar, dass dieser Spagat, der den Grünen seit jeher inhärent ist, nunmehr, unter der neuen Vorsitzenden, zur Perfektion getrieben wird. Damit träfe Glawischnig jedenfalls ziemlich genau die Befindlichkeit vieler ihrer (potenziellen) Wählerinnen und Wähler, die sich gerne den schönen Dingen des Lebens hingeben, aber dies noch lieber tun, wenn sie dabei ein gutes Gewissen haben dürfen.

Für ein solches braucht es bekanntlich weniger konkrete Taten, als vor allem das Bewusstsein der richtigen Gesinnung, die man sich bei Bedarf wechselseitig bescheinigt. FPZÖ garantiert dafür, dass das auch künftig ohne großen intellektuellen Aufwand möglich sein wird.

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