Die Königin der Tea-Party-Bewegung

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Das Rennen um die Nominierung des republikanischen Kandidaten zur Präsidentschaftswahl 2012 der USA hat begonnen. Michele Bachmann hat eine erste Testwahl der US-Republikaner, die "Straw Poll“ in Iowa, für sich entschieden. Es ist ein Sieg mit großer Symbolkraft: "Das ist der erste Schritt ins Weiße Haus“, sagte sie.

Neun Kandidaten standen auf der Abstimmungsliste. Die Spitzenpolitikerin der Tea-Party-Bewegung erhielt 4823 Stimmen und damit rund 150 mehr als Ron Paul, der als intellektueller Pate der Tea-Party-Bewegung gilt. Einen klaren Rückschlag erlitt Tim Pawlenty: Der frühere Gouverneur von Minnesota landete mit etwa halb so viel Stimmen auf Platz drei. Bachmann hat somit ihre Chancen, gegen Barack Obama bei den Präsidentschaftswahlen anzutreten, weiter ausgebaut. Die Wahl ist für November 2012 angesetzt. Und Bachmann gibt sich kämpferisch: "Wir werden Barack Obama zu einem Präsidenten mit nur einer Amtszeit machen“, sagte sie bei einem Fernsehinterview vor den Testwahlen. Die "Verfassungskonservative“, wie sie sich selbst bezeichnet, scheint zwar intern gut anzukommen, allerdings hat die traditionelle Abstimmung in den Räumen der Staatsuniversität von Iowa nur begrenzte Aussagekraft: Der Gewinner hat bisher in den seltensten Fällen die Präsidentschaftskandidatur oder gar den Einzug ins Weiße Haus geschafft. Für deutliche Verlierer läutete das Votum allerdings den Anfang vom Ende im parteiinternen Wettbewerb ein.

Die "kleine Schwester“ Sarah Palins

Als Mutter von fünf eigenen und Pflegemutter von 23 weiteren Kindern ist die 55-jährige Bachmann entschieden gegen Abtreibung. Sie betreibt mit ihrem Mann, mit dem sie seit 33 Jahren verheiratet ist, in Stillwater, Minnesota, einen christlichen Betreuungsdienst. Dieser bietet unter anderem Therapien gegen Homosexualität an. Die politische Senkrechtstarterin steht mit ihren Themen für die religiöse Rechte, doch da sich die USA gegenwärtig mit Arbeitslosigkeit und Rekorddefizite beschäftigen, passte sich Bachmann mühelos den Umständen an. Sie gibt sich, als sei Ökonomie schon immer ihr Spezialgebiet gewesen.

Bachmann wird in der Öffentlichkeit als "kleine Schwester“ von Sarah Palin gehandelt. Palin war 2006 drei Jahre lang Gouverneurin des US-Bundesstaates Alaska und damit erste Frau in diesem Amt. Bei der Präsidentschaftswahl 2008 stand sie an der Seite des gescheiterten republikanischen Kandidaten John McCain als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft. Ob Palin 2012 kandidieren wird, ist noch offen. Palin hatte Bachmann während ihrer Wiederwahl ins Repräsentantenhaus unterstützt, fiel der Öffentlichkeit jedoch vor allem durch verbale Ausrutscher auf. Bachmann steht ihr da um nichts nach, so verglich sie sich selbst beispielsweise mit John Wayne. Die Recherchen zu diesem Vergleich zeigten einen Fehler auf: Nicht der legendäre Darsteller stammt, wie Bachmann sagte, aus der Stadt Waterloo, sondern ein gleichnamiger Serienmörder. In einem Interview mit Fox News hatte sie gesagt, der Geist von John Wayne stecke auch in ihr.

Wie auch immer: Gegenwärtig erhält Bachmann rege Zustimmung in ihrer Partei. Vor sechs Monaten noch wussten lediglich Kenner der internen Verhältnisse etwas mit ihrem Namen anzufangen - heute hat sie sich zur Königin der Tea-Party gewandelt, die mit ihren Statements bei der potentiellen Wählerschaft punktet.

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