Die UNO am Limit braucht Regionalpartner

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Sie stehen in Zypern, am Golan, in der Westsahara, im Kosovo, und in Haiti. Mehr als 116.000 Personen sind derzeit in 15 UN-Missionen eingesetzt. Klingt nach viel, ist es aber nicht, wenn man bedenkt, dass allein 1999 über 50.000 NATO-Soldaten den Kosovo sicherten. Gefährlich, anspruchsvoll, teuer und aufwändig ist die Mehrzahl der Einsätze. Sie haben wenig zu tun mit den Missionen vor 1989, als es meistens galt, eine demilitarisierte Zone oder einen Waffenstillstand zu überwachen. Heute geht es immer häufiger darum, Frieden zu schaffen, Staaten vor dem Kollaps zu retten oder nach einem Krieg wieder aufzubauen.

Die zunehmenden Probleme bei UN-Friedenseinsätzen lassen sich auf drei Ursachen zurückführen: gestiegene Anforderungen, Rückzug westlicher Staaten und mangelnde Ressourcen. Aufgrund des hohen Risikos ist es heute entscheidend, eingespielte Teams mit bestmöglicher Ausstattung zu entsenden. Zusammengestoppelte UN-Kräfte aus allen Erdteilen mit unterschiedlicher Ausbildung, Ausrüstung und oft auch Mentalität erfüllen diese Voraussetzungen eher nicht. Westliche Staaten setzen daher ihre Kräfte lieber im NATO- oder EU-Rahmen ein. Denn jahrelange Kooperationen haben zu klaren Standards, eingespielten Abläufen, einer einheitlichen Kommandosprache geführt und eine gewisse Vertrauensbasis geschaffen – in kritischen Situationen vielleicht überlebensnotwendig. In UN-Einsätzen fehlen außerdem häufig nicht nur Soldaten, sondern auch Transportmöglichkeiten (Land/Luft/See), Funkgeräte, Aufklärungsmittel, Geld und politische Unterstützung. Die Kommandanten trifft dabei weniger Schuld als die UN-Mitglieder, die häufig ihre Zusagen nicht einhalten.

NATO, EU oder AU als „Subunternehmer“

Die UNO ist mit ihren Missionen am Limit, eine substanzielle Veränderung nicht zu erwarten. Wie kann es daher weitergehen? Eine Stärkung der Kapazitäten kann nur auf regionaler Ebene erfolgen, ein optimiertes Zusammenwirken von UN-Kräften und regionalen Sicherheitsorganisationen wird daher immer wichtiger. Sicherheitsorganisationen wie die NATO, die EU oder die Afrikanische Union treten dabei immer stärker als „Subunternehmer“ auf. Vom Sicherheitsrat kommt das Mandat, die UNO konzentriert sich auf politische Prozesse, direktes militärisches Engagement wird zur Ausnahme, das erledigen die regionalen Partner.

Das ist zwar noch Zukunftsmusik, der Weg ist aber vorgezeichnet. Es wäre daher aus europäischer Sicht strategisch klug, neben den eigenen Kräften auch den Aufbau regionaler Friedenstruppen vor allem in Afrika zu forcieren – jenem Kontinent, in dem mehr als 60 Prozent der UN-Truppen im Einsatz stehen.

I Der Autor leitet das Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK) I

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