"Die UNO bringt Waffenstillstand, aber keinen Frieden"

Werbung
Werbung
Werbung

Light Wilson Aganwa, sudanesischer Friedens-aktivist, zu den Ursachen des Konflikts in Darfur und Wegen zur Versöhnung.

Die Furche: Herr Aganwa, zu den Gründen für den Konflikt in West-Darfur gibt es die unterschiedlichsten Angaben: Kampf um Land und Ressourcen, Streit zwischen Afrikanern und Arabern, zwischen Sesshaften und Nomaden … - was ist für Sie die Ursache dieses tausendfachen Tötens?

Light Wilson Aganwa: Entwicklung, besser gesagt, die Rückständigkeit Darfurs, verursacht von der jahrzehntelangen Vernachlässigung und Diskriminierung dieser Region durch die Zentralregierung in Khartum, ist der hauptsächliche Auslöser für diesen Konflikt. Dazu kommt das wachsende Interesse für die Bodenschätze der Region - die Kriegsgründe in Darfur sind sehr ähnlich den Auslösern für den Krieg im Süden des Landes …

Die Furche: … der vor zwei Jahren mit einem Friedensvertrag beendet wurde. Wie zuversichtlich sind Sie, dass die geplante UNO-Friedensmission in Darfur das Töten beendet?

Aganwa: Die UNO kann bestenfalls den Konflikt stoppen, die Gewalt beenden, die Kämpfer entwaffnen, aber Frieden kann sie keinen bringen. Der muss von den Menschen dort selber geschaffen und getragen werden.

Die Furche: Die von Ihnen geleitete Friedens-NGO ist die einzige sudanesische Organisation, die an einer gewaltfreien Lösung des Konflikts arbeitet - wie gehen Sie dabei vor?

Aganwa: Friede kann uns nicht von außen aufgesetzt werden, nur wir Sudanesen selbst können Frieden im Sudan schaffen. Deswegen versuchen wir, Menschen aus den unterschiedlichen Regionen, unterschiedlicher Ethnie und Religion an einen Tisch zu bekommen. Das ist nicht leicht, ja, es ist für viele sehr schwer, Mitglieder jener Gruppe zu treffen, die beispielsweise für den Tod der Eltern, der Kinder, der Verwandten verantwortlich ist. Bei diesen Treffen analysieren wir die Konflikte und diskutieren Wege für eine gewaltfreie Lösung. Dabei ist uns wichtig, dass persönliche Beziehungen entstehen, damit aus anonymen Feinden Menschen mit Gesicht und Namen werden. Und die Versöhnung, die bei diesen Treffen passiert, soll von den Teilnehmern in ihre Region, in ihre Gruppe weitergetragen werden - damit ein Schneeballeffekt entsteht, eine Kettenreaktion des Friedens.

Das Gespräch führte Wolfgang Machreich.

Light Wilson Aganwa ist Direktor der "Sudanese Organization for Nonviolence and Development" mit Sitz in Khartum. SONAD ist der sudanesische Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung