"Die verdiente Rache für unsere Kinder in Beslan!"

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Schade, dass ich ihn nicht selbst getötet habe, ich hatte ihm Blutrache wegen des Mordes an meinem Vater geschworen", sagte der pro-russische tschetschenische Ministerpräsident Ramsan Kadyrow zum Tod des gefürchteten tschetschenische Rebellenführers Schamil Bassajew. Russlands Präsident Wladimir Putin reagierte mit den Worten: "Das ist die verdiente Rache an diesen Banditen für unsere Kinder in Beslan, in Budjonnowsk, für alle Terrorakte." Der Präsident wie der Terrorist hatten das Gipfeltreffen der sieben führenden Industriestaaten und Russlands (g-8) am Wochenende in St. Petersburg im Blick.

Zeitgerecht zum G-8-Gipfel

Bassajew plante nach Angaben des russischen Inlandsgeheimdienstes fsb einen Anschlag vor oder während des Gipfels. Und dem Kreml-Chef kommt der Tod des Terroristen vor der g-8-Konferenz auch sehr recht. "Die Staats-und Regierungschefs werden Putin gratulieren", kommentierte der russische Politologe Wjatscheslaw Nikonow. us-Präsident George W. Bush hat es bereits getan und die Tötung Bassajews als gerechtfertigt bezeichnet: "Wenn er tatsächlich die Ermordung der Kinder von Beslan anordnete, dann denke ich, dass er es verdiente", sagte Bush am Montag.

Letzten Sonntag transportierte Bassajew in Inguschetien riesige Mengen an Sprengstoff und Waffen in einem Lastwagen. Der Sprengstoff explodierte, während die Menschen im nahe gelegenen Dorf Ekaschewo das wm-Finale im Fernsehen verfolgten. Die Leichen der Terroristen wurden so verstümmelt, dass Bassajew nur an seiner Kopfform zu identifizieren war. Die Explosion könnte ein Unfall gewesen sein (das behaupten Bassajew nahe stehende Rebellen) - oder aber war vom russischen Geheimdienst gelenkt.

Jahrelang hatte Bassajew, der 1995 bei einem Luftangriff elf seiner Angehörigen verloren hat, den Kreml verhöhnt und Moskau die Stirn geboten. Die Unfähigkeit, Bassajew zu ergreifen, hatte schwer auf den russischen Sicherheitstruppen in Tschetschenien gelastet. Der 41-Jährige mit der Glatze und dem langen Bart bekannte sich in den letzten Jahren zu zahlreichen Anschlägen und Entführungen im Namen des Dschihad für einen unabhängigen, islamisch geprägten Kaukasus. In Russland war er als brutaler Kriegsherr gefürchtet; vielen Menschen in seiner Heimat aber galt er als einer, der den Russen ihre Kriegsverbrechen mit gleicher Münze zurückzahlen konnte.

Geliebter, gefürchteter Held

Aber selbst die Tschetschenen hatten zuletzt zwiespältige Gefühle über ihren berühmtesten Rebellen. Er wird für den Ausbruch des zweiten Tschetschenien-Krieges 1999 verantwortlich gemacht. Und auch sein Bündnis mit dem arabischstämmigen Kriegsherren Chattab und sein Bekenntnis zum Wahhabismus, einer strengen Lesart des Islam, wurde von vielen der eher moderat muslimisch lebenden Tschetschenen abgelehnt.

Peinlich war für die russische Regierung, dass Bassajew offensichtlich russische Militärs bestach und so seine Verstecke in den Bergen verlassen konnte. "Sagt mir nicht, dass sie versuchen, mich zu finden. Ich bin es, der sie sucht", sagte Bassajew einmal über seine russischen Verfolger - letztlich gefunden hat ihn in der Nacht auf Montag der Tod. WM/APA

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