Effizienz: Das erledigt der Markt besser

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Viele österreichische Unternehmen sind auch mit ausländischen Eigentümern nicht in ihrer österreichischen Identität gefährdet.

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Viele österreichische Unternehmen sind auch mit ausländischen Eigentümern nicht in ihrer österreichischen Identität gefährdet.

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Ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs, 1946/47: Die drei größten Banken des Landes, die gesamte Eisen-, Stahl und Grundstoffindustrie sowie die Elektrizitätswirtschaft werden verstaatlicht. In einem Umfeld, in dem es Arbeitsplätze zu schaffen galt, in dem von Globalisierung und Shareholder Economy noch nichts zu hören war. 2001: Kaum ein anderes EU-Land hat einen so hohen Anteil von staatlichem Besitz an Unternehmen wie Österreich. Das wirtschaftliche Umfeld ist globalisiert, dereguliert, die Besitzverhältnisse an Unternehmen haben sich grundsätzlich vom Staatsbesitz hin zu Aktionärsstrukturen verändert.

Der Staat hat überall bewiesen, dass er schlecht wirtschaftet. Aufgabe des Staates (der er sich übrigens gerne entzieht) ist es, die Effektivität der Dienste an seinen Bürgern sicherzustellen (Effektivität = das Richtige tun). Aber effizient ist der Staat noch nie gewesen (Effizienz = Dinge richtig zu tun). Das erledigt der Markt besser. Soweit der Markt funktioniert. Aber das Funktionieren des Marktes kann ja durch Regeln des Staates sichergestellt werden.

Die schwersten Fehler wurden in den letzten 15 Jahren begangen. Nach katastrophalen Flops, für die wir Steuerzahler seit über 15 Jahren zahlen, hat man viel zu spät und zu lax reagiert. Und man hat Staatsbetriebe als Melkkühe für Dividendenzahlungen an das Bundesbudget herangezogen. Und dabei manche Betriebe (Telekom, ...) - anstatt notwendiger Investitionen und Expansionen - ausgehungert. So kommen einem die Tränen, sieht man die verlorenen Chancen der letzten Jahre: Während ausländische Telekoms heftig investierten und sinnvoll expandierten, ließen wir die Telekom zum Sanierungsfall verkommen, der statt eines Netzaufbaus in Mitteleuropa in den Händen eines Ausländers landen wird. Und was ist aus unserer Post geworden? Im Vergleich etwa zur deutschen Post, die börsengestärkt auf dem Weg zum größten Logistikunternehmen Europas ist?

Nur die Industriebeteiligungen haben sich relativ wacker geschlagen: Dank echter Zurückhaltung der Politik in Managemententscheidungen, ausgezeichnetem Management und Kernkompetenzen der Mitarbeiter, die für unseren (Low-Tech-) Standort bestens geeignet sind. Und trotzdem notieren fast alle diese Unternehmen mit ihrem Börsenwert weit unter dem Buchwert. Was wäre also erst möglich gewesen, hätte hier der Markt mehr Mittel zur Verfügung gestellt und wären vom Eigentümer aggressiver neue Vorwärtsstrategien eingefordert worden?

Also: Privatisieren! Nicht unbedingt hektisch, sondern mit Blick auf das richtige Timing bezüglich Verkaufserlöse. Durch Phantasie soll es auch möglich sein, österreichische (aber nur ja keine öffentlichen) Kernaktionäre zu bekommen. Zum Dogma werden müssen Kernaktionäre aber nicht. Man glaube nur ja nicht, dass hier der öffentlichen Hand nahe stehende Banken oder Versicherungen zum Schwindel herhalten. Der österreichische Kapitalmarkt, der zwar genug liquid wäre, hat sich schon bei der "Volksaktie" Telekom nicht bewährt, und die Österreicher lassen ihre Ersparnisse lieber in ausländische Fonds anlegen - zur Erhöhung der Finanzspekulationen und Anstoß des Casinos - als an der "dynamischen" Wiener Börse.

Übrigens: Eine der wahrscheinlich österreichtreuesten Lösungen der Privatisierung könnten Management-Buyouts (Kauf durch Manager und Mitarbeiter) werden. Es muss ja nicht immer gleich mit Risikokapital finanziert werden. Viele österreichische Unternehmen sind übrigens überhaupt nicht in ihrer österreichischen Identität gefährdet, auch wenn sie ausländische Eigentümer haben (Biochemie Kundl, Magna-Unternehmen, Philips Speaker Systems, Infineon Villach, Siemens PSE) Verlassen wir uns daher lieber auf unsere Fähigkeiten als auf nicht mehr funktionierenden Eigentümerschutz!

Der Autor ist Unternehmensberater und Mitglied des Föhrenberg-Kreises.

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