Ein deutliches Votum für die Wehrpflicht

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"Heute diskutieren wir über Dinge, über die wir uns einig sein sollten, die in der Verfassung stehen und worüber die Bevölkerung dennoch im Jänner im Rahmen einer Volksbefragung entscheidet.“ Mit diesen Worten eröffnete der Gastgeber, ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Rinner, den ersten DiensTalk im Herbst. "Sind Sie für die Einführung eines Berufsheeres und eines bezahlten freiwilligen Sozialjahres? Oder sind Sie für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes?“ Diese konkrete Fragestellung, über die die Bevölkerung am 20. Jänner 2013 abstimmen wird, hat die Steirische Volkspartei schon vorab auf der DiensTalk-Homepage gestellt. Und das Ergebnis: 58% der über 600 Stimmen sprachen sich für die Beibehaltung der Wehrpflicht und des Zivildienstes aus. 42% der Teilnehmer sind für die Einführung eines Berufsheeres bzw. eines bezahlten Sozialjahrs.

Berufsheer verursacht enorme Mehrkosten

Im Zuge der zeitweise hitzigen Debatte stellte Generalmajor Heinrich Winkelmayer, Präsident der Offiziersgesellschaft Steiermark, deutlich klar: "Sollten wir in Österreich auf ein Berufsheer umsteigen, können wir beim Bundesheer nicht mehr das leisten, was wir derzeit leisten. Das ist unmöglich!“ Er spielte damit auf die enormen Mehrkosten eines Berufsheeres an. Brigadier Gerald Karner setzte dem entgegen: "Wenn die Wehrpflicht bleibt, muss auch diese reformiert werden, und das kostet auch einiges.“ Außerdem wäre ein Berufsheer langfristig auch ökonomisch, verwies Karner auf die derzeitigen Ausbildungskosten der Rekruten von 500 Millionen Euro. Von dieser enormen Summe wollte Winkelmayer nichts wissen: "Das ist schon wieder eine neue Zahl!“ Caritas-Präsident Franz Küberl konzentrierte sich in seiner Stellungnahme auf den Zivildienst: "Gibt es diesen nicht mehr, brauchen wir ein freiwilliges soziales Jahr, dafür soll ein Mindestlohn oder ein Taggeld bezahlt werden.“ Brigadier i. R. Josef Paul Puntigam machte darauf aufmerksam, dass "die Freiwilligkeit in Österreich nicht diese Ausprägung hat, wie in anderen Staaten. Wir sind keine Deutschen und dürfen das auch nicht gleichsetzen!“

Berufsheer nur mit NATO-Beitritt

Eine Stimme aus dem Publikum griff einen ganz anderen Aspekt auf: "Es wird immer wieder gesagt, 21 Staaten sind bereits erfolgreich auf ein Berufsheer umgestiegen, was nur jeder verschweigt, ist: 20 dieser 21 Länder sind bei der NATO. Und das bedeutet, wenn die NATO befiehlt, so und so viele Soldaten müssen nach Afghanis-tan, dann heißt es Abmarsch, das wünschen wir unseren Soldaten nicht wirklich.“

Die Moderatorin Gisela Hopfmüller hatte Mühe die zahlreichen Anfragen und Stellungnahmen aus dem Publikum im Zaum zu halten …

Zu den Personen

Franz Küberl, Präsident der Caritas Österreich und Direktor der Caritas der Diözese Graz-Seckau, ist bei dem Thema insbesondere an der Zukunft des Zivildienstes interessiert. Sollte dieser wegfallen, plädiert Küberl für ein freiwilliges soziales Jahr, wofür ein Mindestlohn oder Taggeld bezahlt werden soll.

Ganz klar bezog Generalmajor Heinrich Winkelmayer, Präsident der steirischen Offiziersgesellschaft, Position: Beim Umstieg auf ein Berufsheer könnte das Bundesheer nicht seine Leistungen im gewohnten Ausmaß erbringen. Winkelmayer warnte deutlich vor den seiner Ansicht nach enormen Mehrkosten eines Berufsheers.

Brigadier i. R. Josef Paul Puntigam, Experte für Führungsausbildung beim Heer, zeigte sich skeptisch hinsichtlich der Bereitschaft zur Freiwilligkeit: Diese sei in Österreich weniger ausgeprägt als in anderen europäischen Ländern - etwa in Deutschland. Was Heer und soziales Jahr gleichermaßen zu spüren bekommen würden …

Brigadier Gerald Karner, einer der führenden Militärstrategieexperten des Landes und Geschäftsführer der Aventus GmbH, sprach sich klar für den Umstieg auf ein Berufsheer aus. Auch bei Beibehaltung der Wehrpflicht seien Reformen nötig, die einiges kosten würden.

Eine Fotogalerie sowie eine Videozusammenfassung der Diskussion finden Sie auf www.dienstalk.at.

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