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Im Burgenland gehen die Uhren anders, sagt man. Die politischen Lager sind noch stabiler als anderswo, das Volk entzieht den Volksvertretern nicht sprunghaft das einmal geschenkte Vertrauen. Skandale lösen weniger Hektik aus als anderswo, Ehrgeizige werden nicht so leicht auf den Thron gehoben, Denkmäler nicht so leicht gestürzt.

Reicht das alles aus, um das burgenländische Wahlergebnis vom letzten Sonntag zu erklären? Sicher, es waren Landtagswahlen, und die Wähler unterscheiden immer deutlicher zwischen regionalen und bundesweiten Urnengängen. Zum größten Teil war der Wahlausgang hausgemacht: Die Angriffe der selbst im lecken Boot sitzenden ÖVP auf den scheidenden Landeshauptmann Karl Stix wegen des Bank-Burgenland-Debakels waren kontraproduktiv.

Dass vorgezogene Neuwahlen meist demjenigen, der sie angezettelt hat, nicht den erhofften Zuwachs bringen, hat 1995 im Bund Wolfgang Schüssel und nun der burgenländische ÖVP-Obmann Gerhard Jellasitz lernen müssen. Er konnte seinen Bekanntheitsvorsprung gegenüber dem neuen SPÖ-Spitzenkandidaten Hans Niessl nicht nutzen. Hut ab vor seiner einsilbigen Konsequenz angesichts der Frage, ob er nach dieser Niederlage zurücktrete: "Ja." Ein Mann, ein Wort!

In seinem ganzen Ausmaß ist das Wahlergebnis - deutliche Gewinne für SPÖ und Grüne, leichte Verluste für die ÖVP, stärkere für die FPÖ - damit aber nicht erklärt. Wenn bei Landtagswahlen mit so hoher Wahlbeteiligung die auf Bundesebene regierenden Parteien abbauen und die im Bund in Opposition befindlichen Parteien reüssieren, muss man das auch als Warnsignal an die schwarz-blaue Bundesregierung deuten.

An Verluste der FPÖ ist man seit deren Eintritt in die Regierung gewöhnt, das Zunehmen verbaler Entgleisungen ihrer Funktionäre ist Symptom und Ursache des anhaltenden Absturzes. Doch die einfallslose Sparpolitik, die sicher nicht nur die Lehrer als unausgewogen ansehen, wird mit der Zeit auch der ÖVP auf den Kopf fallen, vor allem dort, wo ihre Kandidaten nicht restlos überzeugen können. Ihre Stärke beruht derzeit nicht auf echten Leistungen, sondern auf der Schwäche einer chaotischen, keine Alternativen bietenden Bundes-SPÖ.

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