Ein UN-Chef ohne Charisma und noch weniger Erfolg

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Die vernichtende Kritik einer norwegischen UN-Diplomatin an Generalsekretär Ban Ki Moon befeuert die starken Zweifel an seiner Amtsführung.

Von Ban Ki Moon hat es im Vorfeld seiner Kandidatur zum UNO-Generalsekretär geheißen, er sei „wie eine eiserne Hand im Samthandschuh“. Diese Zuschreibung stammt aus dem südkoreanischen Außenamt, in dem sich Ban vom Diplomaten bis zum Außenminister hinaufgearbeitet hat – und war sehr respektvoll gemeint. Gut zweieinhalb Jahre nach seinem Amtsantritt im Jänner 2007 hat sich diese Zuschreibung bestätigt – jetzt geht damit aber harsche Kritik einher: Die eiserne Hand zeige der UNO-Chef nur gegenüber seinen Mitarbeitern, sein weltpolitisches Stehvermögen hingegen sei viel zu sanft und ineffizient.

Die angeblichen Schwächen des Generalsekretärs sind durch einen Bericht der norwegischen UNO-Vizebotschafterin Mona Juul publik geworden. Juul hatte Ban fehlendes Rückgrat und anhaltende Erfolglosigkeit attestiert. Außerdem erzeuge Ban durch dauernde Wutausbrüche ein demotivierendes Arbeitsklima in der UN-Zentrale, schrieb Juul in ihrem Memo an das Osloer Außenministerium, das an die Öffentlichkeit gelangte.

Moralische UN-Autorität in Gefahr

Weitere UN-Diplomaten beklagen unter anderem die Schlappe, die Ban mit seinem Besuch bei Burmas Militärjunta erlebte. Ohne auch nur für eine einzige seiner Forderungen Gehör zu finden, musste Ban wieder abreisen. Schwer angekreidet wurde ihm auch, dass er sich der Kritik an Sri Lankas Präsidenten Mahinda Rajapaksa und dessen Kriegsführung enthielt, um im Gegenzug bessere Bedingungen für die Flüchtlinge aus dem umkämpften Gebiet im Norden auszuhandeln.

„Alle Welt sieht in ihm einen Mann, der sich mit den Bösen an den Tisch setzt und am Ende mit leeren Händen wieder aufsteht“, bemängelt der Direktor der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Kenneth Roth. Die Norwegerin Juul befürchtet, dass die Weltorganisation durch dieses Vorgehen ihre moralische Autorität verlieren könnte.

Das gleiche Argument, aber mit umgekehrter Stoßrichtung, benutzt auch die Korea Times, die dem angeschlagenen Landsmann zur Hilfe eilt: „Die Kritik an Ban hat etwas Gruseliges und Unangenehmes an sich.“ Das Blatt warnte, das gegen Ban verspritzte „Gift“ könne leicht die Weltorganisation von innen aushöhlen.

Zur Kritik an seiner Person trägt bei, dass Ban im Wahlkampf um seine Bestellung die UN-Reform als eines seiner wichtigsten Ziele genannt hat: „Die UNO leidet unter ihrer Unfähigkeit, Prioritäten zu setzen und Entscheidungen zu treffen“, kritisierte er. Die Vereinten Nationen müssten „weniger versprechen und mehr leisten“.

Jetzt wird der Generalsekretär an seinen eigenen Worten gemessen. Und die Enttäuschung unter vielen UNO-Mitarbeitern ist groß. Denn weder die überbordende Bürokratie wurde gebändigt, noch das Arbeitsklima verbessert. Bei einem Besuch in Oslo hat man Ban unlängst auf diese Kritik angesprochen. Zum Vergleich mit seinem Vorgänger Kofi Annan entgegnete er sichtlich gekränkt: „Ich habe mein ganz eigenes Charisma.“ Man müsse akzeptieren, dass jeder Mensch einen anderen Hintergrund und einen anderen Führungsstil habe. Doch die großteils vom Blatt abgelesenen Antworten klangen nicht sehr überzeugend. Vielmehr erinnert man sich jetzt wieder, dass als ein mitentscheidender Grund für Ban Ki Moons Wahl der Wunsch des damaligen US-Präsidenten George W. Bush nach einer Weltorganisation mit möglichst wenig Profil stand.

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