Ein westlicher Standard für Mochovce?

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Schon im nächsten Sommer will die Slowakei das Atmokraftwerk Mochovce in Betrieb nehmen. Daß in dieser kurzen Zeit eine Fertigstellung auf dem bestmöglichen Sicherheitsniveau möglich ist, ist eher unwahrscheinlich. Vermutlich wird es bei der nötigen sicherheitstechnischen Nachrüstung eher eine Sparvariante werden. Ob bei der Inbetriebnahme von Mochovce der Atommeiler in Bohunice wirklich geschlossen wird, wie Bundeskanzler Viktor Klima nach einem Gespräch mit slowakischen Ministerpräsidenten stolz verkündete, wird sich erst herausstellen.

Zwar war es im Jahr 1995 gelungen, eine Finanzierung zur Fertigstellung von Mochovce durch die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung zu verhindern. Doch im April 1996 gelang es den slowakischen Kraftwerksbetreibern, Verträge auszuhandeln, die eine Fertigstellung sichern sollten. In Sicherheitsmaßnahmen sollten demnach etwa 2,6 Milliarden Schilling investiert werden - eine Summe, um die bereits ein Gaskraftwerk errichtet werden könnte.

Größter Vertragspartner war dabei die Firma "Eucom", ein Konsortium aus "Framatome" und "Siemens". Dieses soll etwa die Hälfte der geplanten Sicherheitsmaßnahmen liefern. Als Generalunternehmer fungiert Skoda Prag mit einem Anteil von etwa 30 Prozent. Dem ursprünglichen Kraftwerksplaner und -errichter, der russischen Firma Atomenergoexport, fallen nur etwas mehr als zehn Prozent zu. Immerhin sind damit wenigstens die ursprünglichen Konstrukteure eingebunden.

Fertigstellung und Nachrüstung werden vom französischen Strommulti EDF geleitet. Grundlage dafür ist ein Bericht der internationalen Atomenergieorganisation, IAEA. In diesem Bericht werden Maßnahmen, die in Atomkraftwerken vom Mochovce-Typ durchgeführt werden sollen, nach ihrer Bedeutung gereiht. 87 Maßnahmen wurden daraus für Mochovce abgeleitet, deren Verwirklichung nach den Vorstellungen der EDF dazu führen sollten, daß Mochovce einen mit westlichen AKW vergleichbaren Sicherheitsstandard erreicht.

Bei den nun anstehenden Verbesserung soll die Erdbebensicherheit erhöht werden. Doch einen Zeitplan hierfür gibt es nicht. Gerade das wäre aber wichtig, denn die Erdbebengefahr war ein wichtiger Punkt der Kritik. Zum ebenfalls problematischen Brandschutz wird nach Angaben der Betreiber eine Analyse durchgeführt. Um ihn zu verbessern, installiert derzeit die deutsche Firma Esser neue Brandmelder ...

Als wesentlicher Schwachpunkt galt immer der Kondenserturm. Dieser soll anstelle des in den meisten Druckwasserreaktoren vorhandenen Containments bei Unfällen die radioaktiven Stoffe einschließen. Bei den Untersuchungen im Jahr 1994 wurde sowohl die Festigkeit der Baustruktur als auch die Funktionsfähigkeit des Systems bezweifelt. Diese Bedenken seien nach Meinung der Betreiber durch jüngste Tests ausgeräumt worden. Eine unabhängige Überprüfung dieser Messungen liegt aber bisher nicht vor.

Zudem will nun die slowakische E-Wirtschaft Mochovce in Betrieb nehmen, noch bevor das Sicherheitsprogramm abgeschlossen ist ...

Die Autorin ist Geschäftsführerin des Ökologie-Instituts, ihr Beitrag ein Auszug aus "energiewende" 6/1997.

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