Ein zorniger Weihnachtstraum

Werbung
Werbung
Werbung

Krieg löst im Regelfall keine Probleme. Er schafft nur neue. Die Europäische Union ist zur institutionellen Zeugin dieser Lebenserfahrung geworden. In manchen ihrer Nachbarländer regieren Diktatoren, Kriegshetzer und Menschenrechtsverletzer. EU-Länder untereinander sind kriegsunfähig. Wenn nationalistischer Egoismus diese Entwicklung noch einmal zerstört, hat Europa seinen Untergang verdient. Wenn die Integration fortgesetzt wird, kann Europa ein Modell für das Zusammenwachsen der Welt werden.

Nicht zuletzt die arabisch-muslimische Welt könnte davon profitieren. Trennung von Religion und Staat in offener Partnerschaft, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit und Respektierung von friedlich praktizierter Andersartigkeit sind Voraussetzungen für gedeihliches Miteinander. Das gilt auch für den seit 66 Jahren tobenden Ur-Krieg mit zwischenzeitlichen Erschöpfungspausen zwischen Israel und den Palästinensern. Sein Ende könnte zum Anfang einer totalen Neuordnung des Mittleren Ostens werden. Aber sie ist nicht in Sicht. Die hasserfüllte Politik der Regierungen spiegelt nicht die Sehnsucht breiter Volksmassen nach Frieden wider. Der Hamas müsste die Anerkennung Israels von der zivilisierten Welt abgerungen werden. Israel müsste provokante Siedlungsbauten aufgeben und im Land eine Friedensstreitmacht der UNO, der Israel seine Existenz dankt, dulden.

Die christliche Welt geht auf Weihnachten zu. Im heute palästinensischen Betlehem wurde Jesus geboren, den sie später "Friedensfürst" nannten. In der Stadt Jerusalem, die drei Religionen heilig ist, wurde der Wanderprediger Jesus als "König der Juden" (eine Besatzer-Zuschreibung) gekreuzigt. Wenn die drei abrahamitischen Religionen nicht endlich eine Allianz der Friedensstifter schmieden, wird der Zorn Gottes mächtig sein.

Der Autor ist freier Publizist und war von 1978 bis 1984 Chefredakteur der FURCHE

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung