Lange hat der Libanon die Flüchtlingswelle aus Syrien offiziell nicht zur Kenntnis genommen. Nun aber kommt die Regierung in Zugzwang. Das Kabinett teilte nach einer Sitzung am Donnerstagabend mit, sie wolle die Arabische Liga und internationale Organisationen zu einem Dringlichkeitstreffen auffordern, um ihnen die Lage der Flüchtlinge zu erklären.
Außerdem wolle sie die Geberländer aufrufen, "dem Libanon die versprochene Finanzierung zukommen zu lassen“, um die Lasten mit dem Libanon zu teilen. Das Kabinett, in dem Unterstützer und Gegner von Syriens Machthaber Bashar al-Assad vertreten sind, ist in der Flüchtlingsfrage gespalten.
Bei der Sitzung am Donnerstag lehnten die Minister der Freien Patriotischen Strömung (CPL) des christlichen Politikers Michel Aoun, der mit der syrienfreundlichen Hisbollah verbündet ist, weitere Hilfen für syrische Flüchtlinge ab. Wenn "wir in der Lage sind, hundert Kilogramm auf unseren Schultern zu tragen, wie sollen wir jetzt eine Tonne ertragen?“, sagte Aoun vor der Sitzung.
Informationsminister Wael Abu Faur sagte später, das Kabinett habe intensiv über eine Schließung der Grenze zu Syrien diskutiert. Diese Entscheidung sei aber vor allem aus humanitären Gründen "nicht anwendbar“. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bereits rund 125.000 Syrer in den Libanon geflohen, die Behörden in Beirut sprechen von 200.000 Flüchtlingen. (tan)
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