Einmal gute Nachrichten

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Der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic ist bei der Gedenkfeier zum 20. Jahrestag des Massakers von Srebrenica mit Steinen beworfen worden. Seine Delegation wurde von aufgebrachten Besuchern regelrecht aus dem Friedhof geprügelt. Wir alle vor Ort waren alarmiert. Das bosnische TV, im Übertragungswagen neben uns, sagte daraufhin aus Angst vor einer weiteren Eskalation die geplante Live-Sendung am Abend ab. Die Kollegen beantragten Polizeischutz für die Heimfahrt nach Sarajewo. Die führt durch die bosnische Serbenrepublik. Was, wenn nun die bosnischen Serben auf muslimische Besucher losgingen? Aber das taten sie nicht. Laut waren nur die bosnischen Politiker, die den Angriff auf den ersten serbischen Ministerpräsidenten, der an einer Srebrenica-Gedenkfeier teilgenommen hatte, verurteilten. Die "Mütter von Srebrenica" erklärten, sie empfänden dies als Angriff gegen sich selbst. Und Vucic verkündete seine Hand gegenüber den Bosniaken bleibe ausgestreckt. Warum ist ausgerechnet Vucic nun plötzlich ein Versöhner? Während des Krieges hatte er getönt: "Für jeden toten Serben, töten wir hundert Muslime."

Für sein damaliges Verhalten hat sich Vucic mittlerweile entschuldigt. Genauso wie für seine Verachtung gegenüber der EU. Heute will er sein Land so rasch wie möglich nach Brüssel führen. Derzeit macht er seine Hausaufgaben für die Balkankonferenz Ende August in Wien, bei der er gemeinsam mit dem albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama als Klassenbester erscheinen möchte. Natürlich ist dieser Wandel mit Vorsicht zu genießen. Klar sind die Probleme in der Region weiterhin immens. Aber wollen wir immer nur die schlechten Nachrichten sehen? Dies sind die guten. Die EU ist in Südosteuropa weiterhin ein Friedensprojekt. Freuen wir uns darüber - im Bewusstsein der Verantwortung.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD für Südosteuropa

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