Monarchie-Railjet - Die Schnellzuglok 310.23 war das k. k. Vorzeigemodell und ist heute das – nicht mehr klimataugliche – Prunkstück im Eisenbahnmuseum Strasshof. - © Wolfgang Machreich

Eisenbahn-Renaissance: Mit Klima-Turbo vom Abstellgleis

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Österreich ist Spitze beim Bahnausbau, das garantiert aber keine spitzenmäßige Anbindung ans Schienennetz. Besuch im Heizhaus für eine Lehrstunde in vernetztem Mobilitätsdenken.

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Österreich ist Spitze beim Bahnausbau, das garantiert aber keine spitzenmäßige Anbindung ans Schienennetz. Besuch im Heizhaus für eine Lehrstunde in vernetztem Mobilitätsdenken.

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Wer vor der „310er“ Dampflokomotive im Heizhaus Strasshof steht, braucht nicht viel Fantasie, um sich den anfänglichen Schrecken und die anschließende Begeisterung der Menschen vor mehr als hundert Jahren angesichts dieser stählernen Kolosse vorstellen zu können. Mit ihrem hünenhaften Raddurchmesser von 2,14 Metern ist die betriebsfähige Schnellzuglok 310.23 das Prunkstück des Eisenbahnmuseums an der Nordbahn. „Das war sozusagen der Railjet der k. k. Staatsbahn“, vergleicht Museumskurator Rupert Gansterer die damalige Vorzeigelok mit dem heutigen Spitzenzug der österreichischen Bundesbahn.

Monarchie war Netzmeister

Diese Gegenüberstellung lässt sich für alle Museumsstücke auf den Abstellgleisen im seinerzeitigen zentralen Weinviertler Verschiebezentrum Strasshof anwenden: Was hier steht und dank des Einsatzes von Gansterer und seinem ehrenamtlichen Museumsteam nicht vor sich hin rostet, waren einmal die modernsten Exponate am Zugmarkt. Der Kurator sieht dieses Best-of-Eisenbahn in seinem Museum nicht nur auf die Hardware, die Lokomotiven und Waggons, „die ja teilweise wie verlängerte Wohnzimmer eingerichtet waren“, beschränkt: „In der Monarchie hat man beim Streckenausbau auch mit Regional- und Schmalspurbahnen viel vernetzter gedacht“, blickt Gansterer zurück: „Heute bleibt das Netzdenken auf die Hauptverkehrsadern beschränkt. Faktum ist, dass sich die ÖBB aus der Fläche zurückziehen. Für ein Umdenken müsste man nur wieder alte Konzepte aus den Zeiten der Monarchie herausholen.“

Sie treffen den Nerv der Zeit: Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) wollen 57 Prozent der in Österreich lebenden Menschen, dass das Schienennetz für den Nah- und Regionalverkehr „sehr stark“ – und weitere 37 Prozent, dass es „ziemlich stark“ – ausgebaut wird. 41 Prozent sind mit dem Angebot an regionalen Bahnverbindungen unzufrieden, und 39 Prozent möchten eine bessere Abstimmung der Busse und Züge.

Eine Bahnpendlerin, die alle diese Forderungen nach mehr Eisenbahn in der Fläche unterstützt, ist Monika Schöner. „Ich pendle nur mehr mit den Öffis, weil ich so stur bin“, sagt die Pastoralreferentin im Pfarrverband Hönigsberg-Mürzzuschlag-Spital: „Eigentlich ist es für mich unzumutbar. Bis Dezember vorigen Jahres hatte ich 35 Minuten Fahrzeit, jetzt brauche ich bis zu zwei Stunden. Am Wochenende gibt’s Löcher im Fahrplan von über vier Stunden.“ Der aktuelle Grund dafür, dass Schöners „Ich fahre Öffi“- Sturheit an die Grenzen ihrer Belastbarkeit getrieben wird, ist die Schließung des Bahnhofs Hönigsberg im Mürztal. Alle Hönigsberger haben eine Petition gegen dieses Aussperren vom steirischen Eisenbahnnetz unterschrieben und eine Delegation der Bürgerinitiative damit ins Verkehrsministerium geschickt.

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