Zweifellos ist der Presserat eine sehr wichtige Institution, stellt er doch das einzige Selbstregulativ für den hochsensiblen Medienbereich dar. Wer würde sonst Verletzungen der Intimsphäre, Vorverurteilungen, rassistische Schreibweise und dergleichen ahnden. Aber dieser Presserat hat immer schon einen Schönheitsfehler gehabt: Der auflagenstärkste Boulevard ist nicht dabei. Und wenn die Kronenzeitung nicht dabei ist, dann unterwerfen sich nur die, die es eigentlich nicht unbedingt notwendig haben, den strengen Kriterien.
Wünschenswert wäre eine Kooperation zwischen Krone und Presserat auf jeden Fall. Dass es dazu in nächster Zeit kommen wird, halte ich aber für unwahrscheinlich. Doch die Krone steht in den nächsten fünf, sechs Jahren vor einer Weichenstellung, im Rahmen derer Schritte in diese Richtung leichter möglich sein könnten.
Was auf den Presserat ganz sicher nicht zutrifft, ist der Vorwurf irgendeiner Einseitigkeit. Es waren und sind immer wieder wichtige und gute Leute dabei, von denen man nicht sagen kann, die sehen und kritisieren nur den Schrebergarten der anderen.
Vom Presserat würde ich mir aber auch wünschen, offensiver zu kommunizieren. Damit man diese immens wichtige Arbeit in der Öffentlichkeit mehr bemerkt. Wichtig wäre, dass der Presserat nicht nur angerufen werden kann, sondern auch selbst aktiv wird. Ich hoffe nur, dass der Ausstieg des VÖZ nicht zum Tod des Presserates führt und appeliere an die Umsicht der Herausgeber und Verleger. Wenn es diesen alten Presserat nicht mehr gibt, dann muss an Stelle dessen auf alle Fälle etwas Neues kommen. Verheerend wäre es, wenn nichts nachkommen würde.
Das Statement von Stefan Schennach, Mediensprecher der Grünen, hat Wolfgang Machreich eingeholt.
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