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Entscheidung in Kärnten

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Die Landtagwahlen des kommenden Frühjahrs in Kärnten und in Steiermark werfen ihre ersten Schatten voraus. Jetzt ist die Zeit, da in den einzelnen Parteien an der Aufstellung der Kandidatenlisten „gebastelt“ wird. Die österreichische Volkspartei hat dabei das Interesse, ihre drei Bünde zu koordinieren. In Kärnten kommen noch andere Uber-legungen hinzu. Bekanntlich gibt es im Süden des Landes auch einen zweiten Volksteil: die Slowenen. In dem Rat der Kärntner Slowenen hat der christliche Bevölkerungsteil auch eine politische Vertretung gefunden. Eine neue Generation ist auch hier nachgewachsen, unbelastet von allen Schatten der Vergangenheit, voll Bereitschaft, sich dem österreichischen Staat zu verpflichten, wenn auch dieser ihrer Volksgruppe Verständnis entgegenbringt.

In der Kärntner Volkspartei hat man vor den letzten Nationalrats-wahlen die Zeichen der Zeit richtig verstanden und ein Abkommen mit den christlichen Slowenen geschlossen, worauf deren Stimmen der ÖVP zugute kamen — und zwar in einem Maße, daß, wären Landtagswahlen angesetzt gewesen, die Volkspartei das 13. Mandat und ein weiteres Mitglied in der Landesregierung erhalten hätte. „Nationale“ Wähler hatte die ÖVP dabei, wie von bestimmter Seite übertrieben befürchtet wurde, wegen dieser Übereinkunft mit den Slowenen keineswegs an die FPÖ abgeben müssen.

Aus dieser Erfahrung wuchs die Bereitschaft, bei den kommenden Landtagwahlen einen Vertreter der christlichen Slowenen auf die Liste der Volkspartei zu setzen. Ein guter Gedanke, der über alle Überlegungen der Wahltaktik hinaus der endgültigen Integration der Kärntner deutscher und slowenischer Zunge nur förderlich sein könnte. Namhafte Katholiken in der Kärntner Volkspartei machten diesen Gedanken zu dem ihren. Doch mit dem Nahen des Wahltermins meldeten sich -auch, wieder andere Stimmen. Sie basieren zunächst auf einem bestimmten Optimismus. -Da ist der Abgang- des bei den Kärntner Slowenen allgemein beliebten und auch sonst recht populären Landeshauptmannes Wedenig. Dazu kommt die Affäre des sozialistischen Exstadtrates Mayerhofer in Klagenfurt. Die langen Schatten der Olah-Krise treten hinzu. Dies alles gibt dem — sagen wir — deutschnationalen Argumenten offenen Flügel der Kärntner Volkspartei, der stets von Gesprächen, geschweige denn von personellem Entgegenkommen gegenüber den Kärntner Slowenen wenig wissen wollte, wieder Auftrieb. Etwa unter der Devise: „Wir werden es auch alleine schaffen!“

Dabei wäre es wirklich schade, wenn der ursprüngliche Plan nicht zum Tragen käme. Es steht nämlich, wie schon gesagt, mehr auf dem Spiel als das 13. Mandat im Landtag. Aber für die europäische Integration sich in Wort und Schrift zu erwärmen, ist eben leichter, als sie im eigenen Haus durchzuführen.

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