Erste Volksabstimmung

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Eigentlich wollte sich der Kanzler ja nur Rückenwind holen, als er 1978 die erste Volksabstimmung der Republik durchführen ließ (die zweite und bisher letzte fand 1994 über den Beitritt Österreichs zur EU statt). Dass er sich mit der Entscheidung, das Volk über die Energiezukunft Österreichs abstimmen zu lassen, tatsächlich ein politisches Eigentor schoss, dürfte Bruno Kreisky selbst am allermeisten überrascht haben. Denn der Spatenstich für Österreichs erstes Atomkraftwerk war bereits 1972 erfolgt. Vier Jahre später war der Siedewasserreaktor mit einer Leistung von rund 732 Megawatt fertiggestellt. 1,7 Millionen Haushalte hätte Österreichs erstes Kernkraftwerk mit Energie versorgen können. Die ursprünglich geplanten Baukosten von 5,2 Mrd. Schilling wurden schon während der Bauphase deutlich überschritten. 1976 fasste die Bundesregierung den Entschluss, noch mindestens zwei weitere Atomkraftwerke in Österreich zu bauen. Eines sollte in St. Pantaleon in Oberösterreich entstehen, dazu wurde in Zwentendorf ein zweiter Kraftwerksblock geplant. Nach dem Nein der Volksabstimmung waren auch diese ehrgeizigen Pläne Geschichte. Dabei hatte Kreisky wenig unversucht gelassen, auf dass das Votum in seinem Sinne ausginge. So wurden etwa rund 10.000 Betriebsräte auf die rote Parteilinie in der Energiepolitik eingeschworen -die milliardenschwere Investition dürfe nicht umsonst gewesen sein. Die Abstimmung zu einem Votum über sich selbst umzufunktionieren, erwies sich für den populären Kanzler aber im Nachhinein als schwerer strategischer Fehler. (tsch)

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