EU-Kommissar Fischler zur Massentötung von Rindern

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Gibt es Alternativen zur Schlachtung Tausender Rinder in der EU?

Franz Fischler: Leider nein. Sie dürfen nicht vergessen, dass die Kühe längst in den Ställen stehen. Das Fleisch ist schon da. Jetzt stellt sich die Frage, was in dieser Notsituation damit geschehen soll. Das Fleisch ist nicht zu verkaufen, unsere Exportmärkte sind zusammengebrochen. Bleibt nur, die Überschüsse möglichst kostengünstig zu beseitigen. Wir reden hier nicht über ein blutrünstiges Massenvernichtungsprogramm. Kein Tier wird zusätzlich geschlachtet. Wir reden davon, dass Tiere, die ohnedies geschlachtet würden und für die der Bauer keinen Abnehmer findet, aufgekauft und beseitigt werden. Wir bedauern das sehr, aber es gibt keine Alternative.

Ein Ausdruck verfehlter Agrarpolitik?

Fischler: Man sollte fair sein. Bis zum Ausbruch der BSE-Krise letzten Oktober haben wir jedes Kilo Rindfleisch am Markt verkauft. Es gab keine Rindfleischberge. Jetzt ist die Situation völlig anders. Wir haben einen massiven Konsumeinbruch, doch die Rindfleischproduktion kann man nicht auf Knopfdruck abstellen.

Und das Fleisch doch einzulagern?

Fischler: Das Fleisch einzufrieren und später zu vernichten ist zwar teurer, sicherlich aber nicht ethischer. Außerdem gibt es in Europa nicht genug Lagerkapazitäten. Wir befinden uns in einer absoluten Notsituation und ich habe von Kritikern noch keine machbare Alternative gehört.

Bietet der Export keine Möglichkeit?

Fischler: Wohin? Die meisten Drittländer haben die Importe gesperrt. Und ich bezweifle, dass es ethischer wäre, Tausende Tonnen Rindfleisch in Entwicklungsländer zu schicken, deren Markt zu zerstören und der Rindfleischwirtschaft dort jegliche Chancen zu nehmen.

WM

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