Facharbeiter aus dem Süden?

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Österreich hat zu wenige Facharbeiter. Die Firmen finden keine Jugendlichen für Lehrlingsjobs, die sprachliche und kommunikative Mindestanforderungen erfüllen. 25 Prozent der 15-Jährigen können nicht sinnerfassend lesen. Wir müssen das ändern, wenn wir die drittreichste Volkswirtschaft Europas bleiben wollen, und wenn wir uns fair gegenüber der Jugend verhalten wollen. Das muss heute begonnen werden, wird aber erst in drei bis fünf Jahren wirken.

In Südeuropa beträgt die Jugendarbeitslosigkeit 50 Prozent. Viele Jugendliche sind hoch qualifiziert und -motiviert. Und da ohnehin nur die Tüchtigsten und Sprachfertigen auswandern, wäre das eine wichtige Hilfe für die österreichische Wirtschaft zumindest in den nächsten fünf Jahren. Auch für Südeuropa.

Aber dürfen wir das? Nehmen wir damit diesen Ländern nicht die letzte Chance, ihre Gesellschaft zu reformieren? Die Kritik ist unberechtigt. Wenn von einer Generation, die keine Arbeitsplätze findet und von ihren Eltern versorgt werden muss, ein Drittel das Land verlässt, dann kann das kein Nachteil sein. Sollten die anderen zwei Drittel dann bessere Jobchancen haben, dann ist das nur gut so. Für die Firmen und für die Psyche der Jugendlichen.

Und wie lange werden diese hoch qualifizierten "Gastarbeiter“ in Österreich bleiben? Manche länger oder für immer, wenn sie eine gute Firma finden, dort rasch aufsteigen und auch familiär Wurzeln schlagen. Manche werden immer auf ihre Heimat schielen, ob sie nicht zurückkehren können. Beides ist kein Problem, Österreich braucht auch in fünf Jahren noch gute Facharbeiter, und diejenigen, die zurückkehren, werden in Griechenland durch ihre Auslandserfahrung exzellente Jobs bekommen, bessere als sie nach fünf Jahren Arbeitslosigkeit gefunden hätten. Oder sie machen sich sogar selbstständig und gründen Firmen mit den Erfahrungen in Organisation, Sprache, Technologie, die sie in Österreich gemacht haben.

Der Autor ist Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung - WIFO

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