Feindbilder und Bilder-Feinde

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Die Pressefreiheit ist ein unantastbares Gut und ein unverzichtbarer Bestandteil der Demokratie, so verteidigen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere führende europäische Politiker die Mohammed-Karikaturen, die Ende September 2005 in einer rechtspopulistischen dänischen Zeitung erschienen sind. Dem ist nichts hinzuzufügen - außer der Hinweis, dass auch in Europa Karikaturisten nicht immer ungeschoren bleiben, wenn es sich um christliche Sujets handelt (man erinnere sich an den Streit um die Jesus-Karikaturen Gerhard Haderers). Die aufgeklärte Einstellung zur Religion in unseren Breitegraden ist das Resultat eines mehr als 200 Jahre dauernden Prozesses, der vor Rückfällen nicht gefeit ist. Und jenseits aller strafrechtlichen Verfolgung darf man auch in Europa über die "Verletzung religiöser Gefühle anderer" und erforderliche Sensibilität diskutieren.

Dass radikale muslimische Gruppen in den Karikaturen ein geeignetes Mittel entdeckt haben, um den "Krieg der Kulturen" zu schüren, ist ein anderes Kapitel. Das Anzünden von Botschaften und Konsulaten, Boykottdrohungen gegen Dänemark und alle Länder, in denen ähnliche Karikaturen veröffentlicht werden, kann die europäische Politik nicht widerspruchslos hinnehmen. Hier geht es nicht um falsch verstandene Toleranz, sondern um die Ablehnung von Gewalt in jeder Form.

Die völlig überzogene Kampagne in so gut wie allen islamischen Ländern spricht allen Versuchen Hohn, an die Stelle des "Kampfes der Kulturen" den "Dialog der Kulturen" zu setzen. Trotz dieser hysterischen Kampagnen müssen die Europäer aber mit den moderaten Muslimen diesen Dialog fortsetzen - in der Erkenntnis, dass die Aufklärung der islamischen Welt nur durch die Muslime selbst erfolgen kann.

Die Autorin war orf-Journalistin und Dokumentarfilmerin.

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