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Flüchtlinge blockieren die UN-Schutzzonen
Kroatiens Flüchtlinge und Vertriebene fühlen sich zunehmend von den Blauhelmen im Stich gelassen.
Kroatiens Flüchtlinge und Vertriebene fühlen sich zunehmend von den Blauhelmen im Stich gelassen.
Wir werden unseren Protest erst dann beenden, wenn das heuchlerische Verhalten der UNPROFOR endlich öffentlich bekannt wird. Die Blauhelme benehmen sich hier wie Okkupanten!" Seit mehr als einer Woche sind die elf offiziellen Kontrollpunkte zu den vier UN-Schutzzonen in Kroatien blockiert. Es sind Männer, Frauen und Kinder, die hier aushalten und niemanden durchlassen. Von der Blockade werden nur Hilfsgüter der Caritas oder Verletzte und Verwundete aus Bosnien ausgenommen. Die Protestierer sind Vertriebene aus Vu-kovar, Sarvas und anderen Orten Kroatiens, die inzwischen rund 250.000 Menschen ausmachen. Seit drei Jahren führen sie ein Leben zwischen Bangen und Hoffen. Jetzt haben sie den Glauben daran verloren, in absehbarer Zeit wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Sie fühlen sich von den UN-Truppen im Stich gelassen.
Trotz der enormen Hitze liegen oder stehen sie hier, die Bevölkerung versorgt sie mit Wasser und Essen. Organisiert wird die Aktion von der „Gemeinschaft der kroatischen Vertriebenen". Die Vereinigung der Familien von Gefangenen und Verschwunden beteiligt sich-ebenfalls daran, genauso wie Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina.
Der Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs, Yasushi Akashi, wurde von den Protestierern bereits aufgefordert, etwas für die Bückkehr der Vertriebenen zu tun und die nicht-serbische Bevölkerung zu schützen. Seit Beginn des Mandats von UNPBOFOB in Kroatien, so der Vorwurf, wurden weiterhin Hunderte Kroaten getötet. Kein einziger Flüchtling habe bis jetzt nach Hause zurückkehren können.
Manchmal ist bei den Straßenblockierern auch zu hören, die UNPBOFOR sei mitveranwortlich für die weiterhin stattfindenden „ethnischen Säuberungen". Besonders frustriert und enttäuscht sind die Menschen darüber, daß man ihnen nicht hilft, Daten über ihre vermißten Angehörigen zu erhalten. Weiters würden die Blauhelme kaum etwas gegen den Schmuggel von Nahrungsmitteln und Treibstoff unternehmen. So wurde aus der Region um Osijek berichtet, daß 743.000 Liter Treibstoff in die Schutzzone geliefert wurden. Zweifel seien angebracht, ob die UNPROFOR so viel Eigenbedarf hat. Ein weiteres Ärgernis ist die Zerstörung des Brunnens für Biograd. Er sollte unter UN-Kontrolle stehen, wurde aber von den Serben zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Stadt kann jetzt nur wenige Stunden in der Woche über Wasser verfügen.
Von Begierungsseite gab es noch keine Beaktionen auf die Protestaktionen. Auch die Vertreter der UN haben Gespräche abgelehnt, hieß es.
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