Reinhard Olt war lange Jahre Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen in Wien. Er ist ein Kenner und mehr noch Liebhaber Südtirols. Seine politische Position in der "Südtirol-Frage" ist eindeutig, er hat sie immer wieder in seinen Artikeln vertreten -oft zum Missvergnügen der Regierungspolitiker in Südtirol, aber auch in Österreich: "Los von Rom", hieß einer seiner Beiträge durchaus absichtsvoll. Er nahm darin kaum verhohlen Partei für jene politischen Strömungen und Kleinparteien in Südtirol, die sich mehr oder minder klar für die Beanspruchung des Selbstbestimmungsrechts durch die Südtiroler aussprechen und damit gegen die Politik in Bozen und Wien. Der Beitrag trug ihm offene Kritik vom geborenen Südtiroler Andreas Khol ein.
Olt, gelernter Historiker, hat nun ein Buch vorgelegt, dessen Titel programmatisch zu verstehen ist und das ihm Gelegenheit bot, das jahrzehntelange Ringen in Südtirol um Selbstbestimmung versus Autonomie und seine eigene Meinung dazu aus einem besonderen Blickwinkel darzustellen: "Standhaft im Gegenwind. Der Südtiroler Schützenbund und sein Wirken für Tirol als Ganzes". Olt stellt die Schützen in die Mitte der politischen Auseinandersetzungen und analysiert vor allem das immer spannungsgeladene und ambivalente Verhältnis der Schützen zur Südtiroler Volkspartei (SVP). Aus Sympathie für seinen Gegenstand neigt er dazu, die Bedeutung der Schützen als politischen Faktor zu überschätzen. Das Buch, reich bebildert und mit Faksimile-Dokumenten versehen, ist auch eine Liebeserklärung an die einmalige Institution der Tiroler "Schützen". Dass es Züge einer Heldenlegende trägt, ist dabei wohl unvermeidlich. Unfreiwillig umweht es auch ein Hauch von Melancholie, wenn der "Ausblick" auf die Zukunft in ein paar dürren Zahlen über die Mitgliederentwicklung besteht.
Standhaft im Gegenwind Der Südtiroler Schützenbund und sein Wirken für Tirol als Ganzes. Von Reinhard Olt Effekt-Verlag 2017 360 S., € 47,80
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