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Für die Freiheitlichen ist Kärnten ein hartes Pflaster. Das Werben um Stimmen kommt nicht so recht in Schwung.

Kärntens FPÖ-Spitzenkandidat Harald Jannach hört auf. Dieser Wahlkampftag in Kärnten ist für den freiheitlichen Funktionär bereits zu Mittag gelaufen. Der blaue Sonnenschirm wird abgespannt, die Wahlkampfbroschüren in Kisten verpackt, das Pult im Auto verstaut. Es ist zwölf Uhr in Klagenfurt und die Straßencafés sind voll. Am alten Markt ist Hochsommer, mitten im September.

„Sie hätten am Vormittag da sein müssen“ erklärt Harald Jannach. Der 36-jährige Landwirt aus Frauenstein freut sich über die Medienpräsenz trotz Verspätung. Am Medienvertreter ist es jedoch nicht gelegen. Auch nach mehrmaligen Nachfragen bei der Kärntner FPÖ-Landesgeschäfststelle wurden der Redaktion keine Termine für Wahlkampfveranstaltungen in Klagenfurt mitgeteilt.

Jannach ist so, wie man sich Kärntner vorstellt, wenn man nicht in Klagenfurt, Villach oder St. Veit an der Glan zu Hause ist. Braun gebrannt, einnehmendes Lächeln, offene Art. Die ideale Voraussetzung, um auf Wahlkampf zu gehen. Auf FPÖ-Wahlkampf in Kärnten.

„Es läuft sehr gut“ freut sich der Kärntner Spitzenkandidat Jannach über den bisherigen Wahlkampf. „Die Leute sind uns gegenüber offen. Sie nehmen auch die Sachen mit, die wir ihnen in die Hand drücken. Nur ein Prozent wendet sich ab, ohne was mitzunehmen“ behauptet Jannach, als führe er darüber Buch. „Dass heißt natürlich nicht, dass uns 99 Prozent wählen werden“ ergänzt er nach einer kurzen Pause und lacht.

Eine Befragung unter Passanten am Alten Markt ergibt jedoch ein anderes Bild. „Wir wählen den Jörg, unseren Landeshauptmann“, erklärt eine fünfköpfige Gruppe von Frühpensionisten, die gerade einen Stehkaffee vor der Filiale eines deutschen Kaffeerösters trinken. „Schauen Sie, der Jörg Haider ist der einzige, der was tut für Kärnten. Die anderen Parteien interessieren sich doch nicht für uns“, glaubt ein weißhaariger Mann aus der Gruppe und erntet ein Kopfnicken von seinen Freunden.

„Na ganz sicher wähl ich den Jörg Haider, der is a Kärntner wie ich. Der Strache ist mir einfach zu rabiat“, zeigt sich ein 36-jähriger Bankangestellter aus Krumpendorf am Wörther See vom Oberösterreicher Haider begeistert. Die Grünen wählen will eine 22-jährige Studentin aus Klagenfurt, die während der Vorlesungszeit in Wien wohnt, wo sie Psychologie studiert: „Egal ob Haider oder Strache, mir sind beide viel zu rechts.“

Nur eine Befragte bekennt sich zur FPÖ an diesem Nachmittag. „Wohl wähl ich die FPÖ. Vor Jahren war ich noch ein Haider-Anhänger. Aber dann hat er die Partei verlassen. Das würd’ der Strache nie machen. Aber die FPÖ sollte mehr Wahlkampf machen, um mehr Leute zu überzeugen“, meint eine 56-jährige Frühpensionistin aus Ebenthal.

Unscheinbarer Wahlkampf

„Wahlkampf geht an Kärnten spurlos vorüber“, meldet die Austria Presse Agentur diese Woche. Eine junge Kellnerin, die an diesem sonnigen Nachmittag besonders viel zu tun hat, kann dies bestätigen: „Ich will nicht sagen, wen ich wähle. Aber ich bin fast jeden Tag hier am Alten Markt in Klagenfurt und viel Wahlkampf hat’s bis jetzt noch nicht gegeben.“

Kärnten ist für die Freiheitliche Partei ein „hartes Pflaster“, gibt FPÖ-Landesgeschäftsführer Matthias Steiner offen zu. Das BZÖ, das mit Jörg Haider in Kärnten den Landeshauptmann stellt, ist im südlichsten Bundesland Österreichs ausgesprochen erfolgreich, zum Teil auf Kosten der Freiheitlichen. Bei der Nationalratswahl 2006 kam das BZÖ in Kärnten auf 24,9 Prozent.

„Uns wurde die Parteienförderung nicht gegeben“, erklärt Steiner. „Wir haben die Partei damals nach Knittelfeld mit hohen Schulden weitergeführt.“ Ein Grund, warum im Wahlkampf auf viele ehrenamtliche Parteifunktionäre gesetzt wird.

Aber auch sonst versuche das BZÖ alles, um der FPÖ zu schaden, glaubt Steiner. Auch am Konflikt rund um Karlheinz Klement, der vor wenigen Wochen aus der Freiheitlichen Partei ausgeschlossen wurde, sei die Partei Jörg Haiders schuld. „Das Klement jetzt mit einer eigenen Liste bei der Nationalratswahl antritt, verdankt er den Unterschriften von Ewald Stadler und Sigisbert Dolinschek“, so Steiner. (Anm.: Die Nationalratsabgeordneten Stadler und Dolinschek kandidieren für das BZÖ.)

Davon, dass Wahlkampf für die FPÖ in Kärnten besonders schwierig ist, zeigt sich auch Nationalratskandidat Jannach überzeugt. Einen Stimmenzuwachs im Vergleich zur letzten Nationalratswahl, wo das Ergebnis der FPÖ bei 7,2 Prozent lag, erwarten sich beide. „Ein zweistelliges Ergebnis wäre schon ein Kraftakt“, prognostiziert Steiner. Jannach ist da optimistischer: „Ich glaube wir schaffen zehn Prozent.“

Vielleicht trägt ja der Besuch Heinz-Christian Straches diese Woche in Klagenfurt dazu bei.

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