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Frost und Frust?

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Ein eiskalter Wind wehte um das Salzburger Benediktinerstift Michaelbeuern, als die Bischöfe |m Montagnachmittag zu ihrer Herbstsitzung eintrafen. War die Stimmung unter den Oberhirten genauso frostig? Der auf ihnen lastende Erwartungsdruck ist jedenfalls groß. Die Konferenz steht ganz im Zeichen des „Kirchenvolks-Begehrens”. Wie die Oberhirten dazu Stellung nehmen werden, ist ungewiß. Im Gespräch mit der furche befürchtet der Salzburger Neutestamentier Wolfgang Beilner, daß zu den Forderungen des Begehrens keine konkreten Beschlüsse gefaßt werden: „Da die Bischöfe immer nur einstimmige Erklärungen verabschiedeten, wird nichts herauskommen.” Viele Problemkreise wie die Mitwirkung des Kirchenvolkes bei Bischofsernennungen könnten zwar leicht gelöst werden. „Dabei müßte man sich nur vom Prinzip der Einstimmigkeit verabschieden und Mehrheitsentscheidungen wagen”, meint Beilner.

Wie weit man von einer Einheit entfernt ist, zeigen die jüngsten Wortmeldungen konservativer Bischöfe. So sehen der Salzburger Erzbischof Georg Eder und Weihbischof Andreas Laun keinen Reform bedarf. Für Bischof Kurt Krenn sind die von der Pastoralkommission (PKÖ) in vier Arbeitsgruppen ausgearbeiteten Vorschläge „höchstens eine Denkarbeit”, ohne großen Realitätsbezug. Wie PKÖ-Vorsitzende Alois Schwarz gegenüber der furche andeutete, habe sich die erste Gruppe für eine Ausschöpfung der vorhandenen, zumeist aber wenig genutzten Möglichkeiten des Mitredens bei Bischofsernennungen ausgesprochen. Im zweiten Arbeitskreis wurden zwei Kirchenrechtler beauftragt, Gutachten über einen „gesamtösterreichischen Gespräch -sprozeß” zu erstellen. Die dritte Gruppe führte intensive Beratungen mit den Initiatoren des „Kirchenvolks-Begehrens” und der „ Weizer Pfingst-vision”. Weiters wurden konkrete Vorschläge unterbreitet, wie mit „dem entstandenen Schwung, aber auch mit der latent drohenden Polarisierung” umgegangen werden kann. Der vierte Arbeitskreis schlug vor, in allen Diözesen „Ombudsstel-len” für den sexuellen Mißbrauch im Kirchenbereich einzurichten.

Krenns Vorwurf, daß die PKÖ eine „zum Leben erweckte Leiche” sei, weist Schwarz entschieden zurück: „Davon, daß die Bischofskonferenz unsere Kommission auflösen wollte, weiß ich nichts.” Im Gegenteil, so fühle sich die PKÖ durch den jüngsten Auftrag, Wege aus der derzeitigen Kirchenkrise zu erarbeiten, aufgewertet. Über deren Umsetzung werden nun die Bischöfe entscheiden.

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