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Großmächte geben kein gutes Beispiel

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Was tun gegen den Atomschmuggel? Die Generalkonferenz der Wiener UN-Atombe- hörde IAEO geht diese brisante Frage am 19. September an.

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Was tun gegen den Atomschmuggel? Die Generalkonferenz der Wiener UN-Atombe- hörde IAEO geht diese brisante Frage am 19. September an.

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Es kommt nicht darauf an, was die IAEO will, sondern was die Einzelstaaten wollen. Die Regierungen müssen sich hier einigen und natürlich auch das Geld dazu bereitstellen. Aber das ist eben eine Frage von Prioritäten’.“ James Preuschen, Österreichs Vertreter bei der IAEO, macht im Gespräch mit der FURCHE konkrete Maßnahmen gegen den Atomschmuggel von den einzelnen Mitgliedstaaten abhängig.

Was die jüngsten Funde von geschmuggeltem nuklearem Material betrifft, ist sich die Atombehörde ziemlich sicher, daß Teile davon auch aus militärischen Anlagen der früheren UdSSR stammen. Die fünf Kernwaffenstaaten USA, Rußland, China, Großbritannien und Frankreich haben nur einen Teil ihrer Anlagen, vor allem Kraftwerke, dem Sicherheitskontrollabkommen unterstellt. Und selbst dazu sind sie nicht ver- Eflichtet. Hier liegt eine der Ursachen für’die Weigerung anderer Länder, sich von der IAEO kontrollieren zu lassen.

Preuschen wörtlich: „Die Großmächte lassen sich natürlich aus begreiflichen Gründen nicht in ihre militärischen Anlagen schauen. Wenn sie sich dazu durchringen könnten und Kontrollen zuließen, hätte das eine große Vorbildwirkung für die kleineren ,atomaren“ Staaten. Für die IAEO wäre das revolutionierend.“ 1957 sei diese Organisation schließlich nur zur Kontrolle ziviler Anlagen gegründet worden. Rasche Lösungen seitens der IAEO hält Preuschen für unmöglich.

„Was den Atomschmuggel betrifft, wäre bei der Konferenz im September schon ein Resolutionsentwurf ein erster Schritt, der das Sekretariat der IAEO beauftragt, zu überlegen, welche Maßnahmen zu ergreifen sind“, so Preuschen zur FURCHE. Notwendig wäre es einmal, das internationale Bewußtsein wachzurütteln. Preuschen kann sich aber genauso Übereinkommen außerhalb der schwerfälligen Weltatomorganisation vorstellen, „denn angesetzt muß in den Ländern werden, aus denen das Zeug herkommt“. Die Sicherung atomarer Stätten ist für I ihn etwa durch ausländische Sicherheitskräfte denkbar, sollten die eigenen dazu nicht mehr imstande sein. Ein utopischer Vorschlag, wie der Diplomat sehr wohl weiß: „Beim heutigen Souveränitätskonzept müßten die Staaten noch mächtig über ihren Schatten springen.“

Seit dem Atomsperrvertrag von 1968 kontrolliert die IAEO die zivilen atomaren Anlagen von mittlerweile 60 Staaten. Zusätzlich gibt es eine umfangreiche Buchführung über das Kernmaterial und eine elektronische Überwachung der Anlagen an Ort und Stelle. Die Videobänder werden im „Safeguards analytical laboratory“ in Seibersdorf bei Wien ausgewertet. (Zu Wiens Bedeutung als UN- Standort siehe Seite 2).

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