Grünes Licht für Temelin

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Grünes Licht für den ersten Block des tschechischen Kernkraftwerks (KKW) Temelin. Während man im Westen die KKW wegen ihrer Unwirtschaftlichkeit zusperrt, stilisiert unser Nachbarland diese veraltete Form der Stromerzeugung zum nationalen Symbol hoch. Was sich 1998 anlässlich der Inbetriebnahme des slowakischen KKW Mochovce abgespielt hat, wiederholt sich jetzt in Tschechien. Wieder verbittet sich ein souveräner Staat Einmischungen aus dem Ausland. Man kenne die internationalen Sicherheitsstandards. Ende der Debatte. So einfach ist das heute im zusammenwachsenden Europa! Dabei ist Temelin ein Kraftwerk, das von Russen konzipiert, von Tschechen ohne deren Hintergrundwissen gebaut und mehrere Jahre lang mangelhaft konserviert wurde. Schließlich haben es westliche Unternehmen fertiggestellt. Als "Herumpfuschen an fremdem Design, dessen Betriebsgeheimnis man nicht wirklich kennt", bezeichnete dies Sicherheitsexperte Wolfgang Kromp. Nirgends im Westen hätte man ein solches Projekt fertiggestellt, das noch dazu auf Strommärkte mit Überkapazitäten liefern wird. Ein in jeder Hinsicht verrücktes Projekt.

Nun müssen wir mit ihm leben, die Linzer in nur 100, die Wiener in 200 Kilometer Entfernung. Da Störfälle stets nach demselben Muster ablaufen: Überraschung, Ratlosigkeit, mangelnder Überblick, zu wenig Sicherheitsvorkehrungen, zu späte Alarmierung, ist es Zeit, bei uns ernsthaft für Atomunfälle vorzusorgen. Dass Österreichs Sirenen funktionieren, wie der samstägige Test ergab, ist erfreulich. Aber wer weiß schon, was er tun soll, wenn sie heulen? CG

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