Helfen und fördern

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Die ERP-Mittel arbeiten noch immer in Österreich. Sei es durch bis heute operierende Betriebe oder durch Förderungen der AWS aus dem ERP-Fonds.

G eld, das durch die Marshall-Plan-Hilfe ins Land gekommen ist, arbeitet auch heute noch. Das System, mit dem das von den Amerikanern eingesetzte Kapital nicht weniger wurde, war einfach. Österreich erhielt Warenlieferungen von den USA geschenkt. Diese Waren wurden in Österreich zu handelsüblichen Schillingpreisen weiterverkauft. Der Erlös ging auf sogenannte Gegenwertkonten (Counterpart-accounts) ein. Von diesen Konten wurden günstige Kredite an die im Aufbau befindliche Wirtschaft vergeben. Die Verteilungs-Kämpfe um dieses Geld zwischen den Ministerien, der Industrie und den Ländervertretern im ERP-Zentralbüro 1949 und danach führten zu den entscheidenden Weichenstellungen in der heimischen Wirtschaft. Ob Österreich nur eine Fertigungs-oder auch eine Rohstoff-Industrie besitzen soll, waren Fragen, die mitunter durch die Vergabe der ERP-Kredite entschieden wurden.

Beispiel Kaprun

Die Fertigstellung des Staukraftwerkes Kaprun/Pinzgau war eines jener Prestige-Projekte, das mittels eines ERP-Kredites erst möglich wurde. Das Projekt wurde unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtübernahme begonnen und war bis Kriegsende nur zum Teil fertiggestellt. Die teuersten Bauten, die Limbergsperre und der Möll-Überleitungsstollen, waren noch nicht vollendet. Zwischen 1948 und 1952 stammten 70 Prozent der Investitionen des österreichischen Verbundkonzerns (2,96 Milliarden Schilling) aus ERP-Mitteln. Knapp die Hälfte wurde für die Fertigstellung des Kapruner Kraftwerkes (1955) verwendet.

Der aktuelle Wert des ERP-Fonds beträgt 2,8 Milliarden Euro. Die Mittel werden im Rahmen der Austria Wirtschaftsservice (AWS) verwaltet und stehen zu 100 Prozent der Förderbank der Republik Österreich zur Verfügung. Während in Deutschland - das zweite Land, das noch über ERP-Mittel verfügt - gerade darüber diskutiert wird, wie und ob der ERP Fonds aufgelöst werden soll, stellt sich diese Frage in Österreich nicht. Vom Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Martin Bartenstein abwärts wird der Fonds als probates Mittel zur Stärkung der heimischen Wirtschaft betrachtet. Dass die Republik beziehungsweise die AWS derart frei über das Geld verfügen kann, hat seine Begründung im Jahr 1962, als der österreichische Staat die Verfügungsgewalt über die Geldmittel auf den Gegenwertkonten (11,2 Milliarden Schilling) erhielt, und somit der ERP-Fonds gegründet wurde.

Von KMU bis zur Industrie

Neben Technologie-Unternehmen wie FACC und Infineon (noch als Siemens-Tochter) hat auch der Stahlkonzern Voest von ERP-Krediten profitiert, wie auch der weltweit tätige Spritzguss-Konzern Engel Austria. "Auf Grund der ERP-Kredite sind die Regionen rund um unsere Stammsitze in Schwertberg/Mühlviertel (OÖ) und St. Valentin (NÖ) keine Förderzielgebiete mehr", sagt Gotthard Mayringer, Geschäftsführer der Engel Austria GmbH.

2006 hat die AWS Förderleistungen im Wert von 1,3 Milliarden Euro vergeben. Die Mittel bekommen die Betriebe in Form von Zuschüssen, Haftungen, Krediten und Darlehen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) kommen in den Genuss der Förderungen (2006 wurden rund 65 Prozent aller Förderleistungen an Kleinstunternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern geleistet). Schwerpunkte neben der KMU Förderung sind: Unterstützung bei der Bewertung und Patentierung von Erfindungen, Aufbau von Hochtechnologie-Unternehmen, Seedfinancing-Programme (Unternehmen bekommen Eigenkapital zur Verfügung) und Impulsprogramme für die Kreativwirtschaft.

Infos unter:

Austria Wirtschaftsservice GmbH

Heinz Millonig

Tel.: (01) 501 75-100

www.awsg.at

ErP-Kredite

ERP-Kredite 1962 bis 2006 in Millionen Euro:

Industrie 8768

Landwirtschaft 626

Forstwirtschaft 84

Tourismus 797

Verkehr 191

Entwicklungshilfe 186

Nationalstiftung 150

Förderungs-Beispiel:

Ein Autozulieferbetrieb in der Steiermark mit rund 200 Mitarbeitern will 4,5 Millionen Euro in die Erweiterung der Produktion investieren. Er bekommt einen ERP-Regionalkredit in Höhe von 2,5 Millionen Euro mit sechs Jahren Laufzeit. Die ersten zwei Jahre sind tilgungsfrei und mit ein Prozent pro Jahr verzinst. Die vier Jahre Tilgungszeit sind mit 1,5 Prozent verzinst. Zusätzlich kommen Zuschüsse in der Höhe von 450.000 Euro zum Tragen.

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