Nach diesen durch Schrecken und Trauer getrübten Feiertagen wäre es an der Zeit für ein wenig Hoffnung. Am 9. Jänner wählen die Palästinenser einen neuen Präsidenten, und die Erwartungen fliegen hoch, dass mit diesem formellen Abschluss der Ära Arafat und der höchst wahrscheinlichen Amtsübernahme von Mahmud Abbas die Fronten des israelisch-palästinensischen Konflikts in Bewegung geraten.
Warum sich die internationale Gemeinschaft das so sehr wünschen muss, ist klar: zu allererst natürlich aus Empathie für die Menschen auf beiden Seiten, denen man ein Leben ohne Angst und Gewalt innigst vergönnt. Aber dieser Konflikt betrifft uns alle: Die Situation der Palästinenser dient islamistischen Extremisten bei ihrer Rekrutierung seit jeher als "Beweis" für die prinzipielle Feindschaft des Westens.
Im allgemeinen wird die Aufbruchsstimmung allein dem Tod Yassir Arafats, dessen Figur viel komplexer ist, als sowohl seine Bewunderer als auch seine Feinde wahrhaben wollen, zugeschrieben. Aber dieses Verdienst muss sich Arafat wohl mit Israels Ministerpräsident Ariel Sharon teilen. Die israelische Linke ist aus genau den gleichen Gründen für Sharons Gaza-Abzugspläne wie die israelische Rechte dagegen: Beide glauben, dass dieser Schritt eine Dynamik auslöst, die die jüdischen Siedlungen im Westjordanland nicht unberührt lassen wird, eine Dynamik, die zumindest mittelfristig zu einem palästinensischen Staat führt.
Sharon betont, dass er nur eine Interimslösung anpeilt, und Abbas beschwört in seinem Wahlkampf, dass es ihm nur um die Erhaltung von Arafats Erbe geht. Aber die Hoffnung sei heute erlaubt, dass beide über die Bedienung ihrer politischen Klientel hinaus denken: an den Frieden.
Die Autorin ist Außenpolitik-Ressortleiterin des "Standard".
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