Hürden-Klettern für EPU

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Mehr als 100.000 Unternehmer haben seit der Gründung vor vier Jahren Rat beim Forum [EPU KMU] gesucht. Innerhalb der Wiener Wirtschaftskammer angesiedelt, dient es Selbstständigen als wichtige Anlaufstelle. Unter anderem bieten die Mitarbeiter Unterstützung bei Themen wie Kundengewinnung, Umsätze, Pensionsvorsorge und Krankenversicherung, wie Leiter Helmut Mondschein erzählt. Darüber hinaus bietet das Forum Workshops, die Möglichkeit zur Vernetzung und Kooperation, Besprechungsräume und Kinderbetreuung an.

Bedarf dafür gibt es genug: Rund 57 Prozent aller heimischen Firmen sind Ein-Personen-Unternehmen (EPU), innerhalb der Wirtschaftskammer stellen sie die Mehrheit der Mitglieder.

Zwischen den Stühlen

Für Volker Plass, Obmann der Grünen Wirtschaft, sind Angebote wie das Forum [EPU KMU] aber zu wenig. Obwohl EPU in den letzten Jahren stärker zum Thema gemacht wurden, bewege sich gerade bei großen Themen wie Steuerreform, soziale Absicherung und Gewerbeordnung nicht viel. "Die Politik hat den Wandel bestenfalls im Kopf verstanden", analysiert Plass. EPU, deren Anzahl immerhin seit rund 20 Jahren stetig steige, seien nach wie vor mit dem Problem konfrontiert, zwischen den beiden Sozialpartnern -Wirtschaftskammer und Gewerkschaft - zu stehen, für beide als "etwas Exotisches" zu gelten. Als kleinen Hoffnungsschimmer bezeichnet Plass etwa das Krankengeld für EPU. Dass dieses erst nach sechs Wochen greife und nicht etwa ab dem 15. Tag, ist ihm aber zu wenig.

Daniela Fazekas, Geschäftsführerin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands (SWV), geht noch einen Schritt weiter: Eine Auszahlung müsse bereits ab dem vierten Tag möglich sein, außerdem der Selbstbehalt auf medizinische Leistungen abgeschafft und die Mindestbeitragsgrundlage gesenkt werden. Dass viele sich die "horrenden Zahlungen" gar nicht leisten können, 19 Prozent gar an der Armutsgrenze leben, sei untragbar. Darum fordert sie eine umfassende Verwaltungs- und Steuer- beziehungsweise Steuerstrukturreform. Nach wie vor seien EPU für die WKO "weder Fisch, noch Fleisch". Dabei könnten sie schon alleine deshalb nicht von mittleren und größeren Unternehmen losgelöst betrachtet werden, da viele als Zulieferer für diese arbeiten.

Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haubner, dessen Fraktion die absolute Mehrheit innerhalb der WKO stellt, sieht vor allem hohe Steuern und Abgaben, den Bürokratiedschungel und den immer härteren Wettbewerb als größte Herausforderungen für Unternehmer. Er fordert eine Senkung der Steuer-und Abgabenquote, Bürokratieentlastung und sinnvolle Impulse für Wirtschaftswachstum. Erreicht wurden bereits die Einführung des Gewinnfreibetrags, das Modell der Gesundheitsprävention, die Verdoppelung des Wochengeldes oder eben Verbesserungen beim Krankengeld.

Die NEOS, die im kommenden Frühjahr erstmals bei den Wirtschaftskammerwahlen antreten werden, kritisieren, der Schwerpunkt der WKO liege nach wie vor bei klassischen Unternehmen. Bundesgeschäftsführer Feri Thierry plädiert für unkomplizierte Gründungen, eine Befreiung von der Körperschaftssteuer sowie eine Abschaffung des Selbstbehaltes für gering verdienende EPU und Erleichterungen bei Mehrfachversicherungen. Darüber hinaus sprechen sich die NEOS für eine schrittweise Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft aus. "Eine moderne Wirtschaftskammer ist so gut, dass man ihre Leistungen gerne in Anspruch nimmt", findet Thierry.

Pro &Contra: Pflichtmitgliedschaft

Das sieht der Grüne Plass anders: Ohne Pflichtmitgliedschaft stünden EPU unmittelbar ohne Interessenvertretung da. Besser wäre es, sich innerhalb der WKO stark zu machen, die eigene Machtposition zu nützen, zur Wahl zu gehen. Neben einer Steuerreform und einer Abschaffung der Sozialversicherung in ihrer derzeitigen Form würde Plass unter anderem die Gewerbeordnung reformieren: "Gerade den jungen Kreativen werden derzeit noch viel zu viele Steine in den Weg gelegt."

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