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Digital In Arbeit

„Ich gehöre noch nicht zum alten Eisen"

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DIeFüRCHE: Was sind die Wahlziele des ÖAAB bei der Arbeiterkammerwahl in Wien?

Walter Schwimmer: Wir wollen der Arbeiterkammer ein eigenständiges Profil geben, damit sie sich nicht mehr wie bisher hinter den Gewerkschaften versteckt, sondern als Lobby der Arbeitnehmer den Landwirtschafts- und den Wirtschaftskammern gegenüber steht. Unser zentrales Anliegen ist „Arbeit für alle" - also die Sicherung der Beschäftigung für jene, die Arbeit haben, und die Schaffung von Arbeitsplätzen für jene, die keine haben.

Das heißt, daß neue, bisher noch nicht so gesehene Formen der Arbeit vor allem im sozialen Bereich, im Dienstleistungsbereich oder im High-tech-Bereich geschaffen werden müssen. Ich denke, etwa im Sozialbereich, an die Kinderbetreuung durch Tagesmütter, die aber sozial abgesichert sind, oder an neue Pflegeformen.

diefürche: Abgesehen vom Arbeitsplatzthema — was sind fiir Sie die derzeit wichtigsten Probleme der Arbeitnehmer?

schwimmer: Das ist, vor allem im

Großraum Wien, das Verkehrsproblem, weil die Arbeitnehmer immer mehr Zeit dafür brauchen, um überhaupt zu ihrem Arbeitsplatz und wieder zurück zu gelangen. Die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs läßt noch durchaus zu wünschen übrig, vor allem wenn ich daran denke, daß viele Arbeitnehmer von der Peripherie oder aus Niederösterreich einpendeln müssen. Immerhin vertreten wir auch jene Arbeitnehmer, die zwar nicht in Wien wohnen, aber hier arbeiten und hier Arbeiterkammer-Umlage zahlen. Und natürlich darf das Wohnungsproblem nicht vergessen werdengerade junge Arbeitnehmer haben heute kaum ein Chance, sich eine eigene Wohnung leisten zu können.

uiefurche: Von den Themen her unterscheiden Sie sich nicht allzu sehr von Ihrem FSG-Konkurrenten Heinz Vogler...

schwimmer: Würden die Sozialdemokraten ihr Programm glaubwürdig vertreten, dann hätten sie ja schon sehr viel verwirklichen können, weil sie ja immer die Mehrheit in der Arbeiterkammer gehabt haben. Aber das Wohnungsproblem wurde lange Zeit verschlafen und auch das Arbeitsplatzproblem wird man mit ein paar öffentlich geförderten Beschäftigungsprogrammen nicht in den Griff bekommen.

diefürche: Welches Resultat streben Sie als Wiener Spitzenkandidat an? schwimmer: Wir wollen die absolute Mehrheit der Sozialisten brechen, dazu muß der ÖAAB kräftig zulegen, mindestens auf 25 Prozent (1989: 20,6 Prozent; Anm. d. Bed.). Ich nehme an, daß die Freiheitlichen gerade im Arbeiterbereich einiges von der FSG dazugewinnen wird. Daneben gibt es noch eine grüne Liste und eine stark ausländerorientierte Liste „Demokratie für alle". Insgesamt hat die FSG wenig Chancen, ihre absloute Mehrheit zu halten. Und dann wollen wir den anderen nicht-sozialistischen Fraktionen anbieten, daß der ÖAAB die Führung der Arbeiterkammer übernimmt.

diefurche: Ziehen Sie Konsequenzen, wenn Sie Ihre Ziele verfehlen Schwimmer: Wenn man nicht schafft, was man sich vornimmt, dann heißt das, daß Ablösen bevorstehen und man sich um andere umschauen muß, die es beim nächsten Mal packen.

diefurche: Das heißt, Sie wollen es sich noch einmal beweisen? schwimmer: Ja. Wenn man sich bei den Vorwahlen in der OVP durchsetzt, dann gehört man noch lange nicht zum alten Eisen.

Mit Walter Schwimmer sprach Norbert Stanzet

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