"Im Fußball sind wir besser!"

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Léné Sebgo, Generaldirektor für Entwicklungszusammenarbeit im burkinischen Finanzministerium, zu Budgethilfe und Afrikas sportlichen Vorteilen und wirtschaftlichen Nachteilen.

Die Furche: Herr Generaldirektor, Burkina Faso wünscht sich von seinen Geberländern den Umstieg von Projekt-hin zur Budgethilfe - was wären für Sie die größten Vorteile, wenn das Geld direkt in das burkinische Budget statt in Projekte fließt?

Léné Sebgo: Das ist zuerst einmal eine Frage von Vertrauen und Verantwortung - und da bin ich sehr dafür, dass die Regierungen in den Entwicklungsländern generell die "Leadership" für ihre Entwicklung übertragen bekommen.

Die Furche: In der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, die stark auf Projektarbeit basiert, ist dieser Wechsel nicht unumstritten ...

Sebgo: ... diese Diskussion ist normal, die hat es überall gegeben, in den internationalen Organisationen, bei vielen Geberländern, aber auch in Afrika selbst - es geht dabei ja um einen entscheidenden Kurswechsel, es geht darum, ein jahrzehntelang in der Praxis erprobtes System zu ändern, besser, passender für die Anforderungen der heutigen Zeit zu machen. Letztlich werden aber auch die Skeptiker zugeben müssen, dass Budgethilfe viel Energie und vor allem Mittel bei den Empfängerländern spart, als wenn jedes Projekt einzeln geplant, durchgeführt und schließlich auch noch evaluiert werden muss.

Die Furche: Die Sorge in den Geberländern geht dahin, dass man den Regierungen in den Empfängerländern nicht zutraut, sorgsam mit den Mitteln umzugehen.

Sebgo: Ich habe ja schon anfangs gesagt, letztlich ist die Frage "Budgethilfe - Ja oder Nein?" eine Frage der Verantwortung und des Vertrauens. Unsere Regierung und die anderen Regierungen in den Entwicklungsländern müssen sicherstellen, dass sie mit den ihnen anvertrauten Geldern verantwortungsvoll umgehen - das ist eine Vorbedingung. Aber das lässt sich ja leicht kontrollieren: Wenn eine Regierung sagt, sie möchte mit den Mitteln die Einschulungsquote um 30, 40 Prozent steigern, dann lässt sich das ja überprüfen - und wenn das Ziel nicht erreicht wird, muss sich die jeweilige Regierung dafür verantworten.

Die Furche: Haben Sie das Gefühl, Sie verhandeln mit Ihren europäischen Partnern auf Augenhöhe?

Sebgo: Das hängt vom Thema ab: Im Fußball muss Europa schauen, dass es mit Afrika auf Augenhöhe kommt; in europäischen Universitäten lehren afrikanische Professoren und umgekehrt; wenn es aber um Wirtschaft geht, dann sitzt der am längeren Ast, der über mehr Mittel verfügt. Das ist wie in einer Ehe: Wenn die Frau kein eigenes Einkommen hat, ist ihre Verhandlungsposition sehr viel schwächer - und Afrika geht es nicht anders wie dieser Frau.

Die Furche: Schaut sich diese Frau deswegen nach anderen Partnern um?

Sebgo: Globalisierung heißt, dass auch Afrika nicht mehr nur nach Europa ausgerichtet ist; und dazu kommt, dass es in Asien und Südamerika viele Länder mit ähnlichen Ausgangsbedingungen wie in Afrika gibt, von denen wir viel lernen können.

Das Gespräch führten Günther Lanier und Wolfgang Machreich.

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