Im Kampf gegen Lepra in Laos

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Projektbericht des Kamillianerordens zum Weltlepratag am 28. Jänner 2001

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Projektbericht des Kamillianerordens zum Weltlepratag am 28. Jänner 2001

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Schwer zugänglich, von Urwäldern überzogen und ohne Zugang zum Meer erstreckt sich das Gebirgsland Laos zwischen Thailand und Vietnam. Seit dem Vietnamkrieg hat sich die ehemalige französische Kolonie von der westlichen Welt abgeschottet. In enger Bindung an die Kommunisten in Vietnam übernahm die Pathet-Lao-Partei 1975 die Macht und führte die Diktatur des Proletariats ein.

Damit begann auch der Kampf gegen jede Religion. Hauptfeind war die katholische Kirche - mit heute 36.000 Mitgliedern (0,75 Prozent der Bevölkerung) nur eine verschwindende Minderheit. Bischöfe und Priester wurden verhaftet, Kirchen geschlossen, Gottesdienste verboten. Ausländische Missionare mussten das Land verlassen.

Inzwischen existiert die Sowjetunion nicht mehr. Das kommunistische Imperium ist auseinandergebrochen. Vietnam hat sich vorsichtig geöffnet. Da wollte auch das Regime in Laos nicht abseits stehen. Hammer und Sichel wurden aus dem Staatswappen entfernt. Eine Neuorientierung begann. Eine Reihe liberaler Reformen wurde eingeleitet und eine neue Verfassung erlassen, in der Religionsfreiheit garantiert wird. Im Zuge dieser Reformen wurden manche Kirchen wiedereröffnet und die Kontakte mit den christlichen Gemeinschaften im Ausland, vor allem in Thailand, wieder erlaubt.

Doch die Spuren jahrzehntelanger kommunistischer Herrschaft lassen sich nicht so schnell entfernen. Laos mit seinen 4,8 Millionen Einwohnern ist heute nach Kambodscha das zweitärmste Land Asiens. Doch gelitten hat nicht nur die Wirtschaft, sondern vor allem der Mensch. Für kranke und nicht mehr arbeitsfähige Menschen war in der kommunistischen Gesellschaftsordnung kein Platz. Die gesundheitliche Situation des Landes ist noch heute bedrückend. Die allgemeine Lebenserwartung beträgt nur 52 Jahre. Malaria und Lepra sind trotz aller Anstrengungen Hauptfeinde geblieben.

Lepra - Feind Nr. 1 Die Lepra ist in ganz Südostasien nach wie vor stark verbreitet, auch wenn genaue Zahlen fehlen. Ein Großteil der weltweit 600.000 Neuinfektionen, mit denen die Weltgesundheitsorganisation pro Jahr rechnet, entfällt auf die armen Länder Ostasiens.

Dabei wäre der Kampf gegen die Lepra durchaus zu gewinnen. Dank der modernen Medizin ist Aussatz längst heilbar, wenn man nur die Medikamente hat und rechtzeitig mit der Behandlung beginnt. Das Problem in Laos wie in ganz Südostasien besteht darin, die meist isoliert und versteckt in den Bergregionen lebenden Kranken aufzuspüren und zu einer Behandlung zu bewegen. Doch dazu braucht es Fachleute, denen die Bevölkerung vertraut.

Über Vermittlung des Apostolischen Nuntius wurden die Kamillianer im benachbarten Thailand eingeladen, an dem neuen Gesundheitsprogramm der Regierung in Laos mitzuarbeiten. Denn die "Diener der Kranken", wie die Mitglieder des Kamillianerordens offiziell heißen, gelten in Indochina als Fachleute in der Leprabekämpfung. Das von Österreich aus unterstützte Lepradorf Khokwat ist weit über die Grenzen Thailands bekannt. Die Kamillianer verfügen aber auch über Erfahrung im Krankenhausbau. Beides wird in Laos dringend gebraucht. So konnten 1995 - auch mit Hilfe aus Österreich - die Kamillianer in Khud Sambad, nördlich der Hauptstadt Vientiane, ein kleines Armenkrankenhaus mit 16 Betten für Lepra- und Tbc-Kranke und mit einem angeschlossenen Ambulatorium errichten.

Initiator und unermüdlicher Motor dabei war Kamillianerbruder Gianni Dalla Rizza. "Nach Jahrzehnten der Unterdrückung in Laos", so schrieb er damals, "ergibt sich nun die Chance, in ein unbekanntes Land aufzubrechen und den von Kommunismus und Misswirtschaft geplagten Menschen Christus als das Heil aller Völker zu verkünden - ein hoffnungsvolles Zeichen zum Ausgang dieses zweiten Jahrtausends!"

Es geht um die Kinder Das Krankenhaus Khud Sambad war der erste Schritt einer höchst erfolgreichen Mitarbeit am nationalen Gesundheitsprogramm in Laos. Als nächstes entstand in der Hauptstadt Vientiane - wiederum mit viel Hilfe aus Österreich - eine Schule für schwerstbehinderte und taubstumme Kinder, die im November 1999 eingeweiht wurde. Auch hier konnten die Kamillianer ihre große Erfahrung einbringen und neue Maßstäbe in der Behindertenbetreuung setzen - auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes.

Und um Kinder geht es auch in den weiteren Projekten, bei denen Kamillianerbruder Gianni unsere Unterstützung erbittet.

* Ein Lehrer für die Kinder der Leprakranken: Dank der modernen Medikamente ist die Leprakrankheit heute weitgehend heilbar, wenn auch die schrecklichen Folgen wie Verstümmelungen oder Blindheit bleiben. Die alten Wunden vernarben, doch die Zukunft gehört den (meist noch gesunden) Kindern der Leprakranken. Es geht darum, sie aus der Isolation und Ausgeschlossenheit zu befreien.

Der Weg dazu führt nur über eine gute Schul- und Berufsausbildung. In sechs verschiedenen Leprazentren haben die Kamillianer kleine Volksschulen eingerichtet. Noch fehlt es an entsprechend ausgebildeten Lehrern.

20 Kandidaten und Kandidatinnen haben sich zu einer Ausbildung bereit erklärt und sind teilweise auch schon im Unterricht eingesetzt. Doch sind sie niemals imstande, eine solche Ausbildung selber zu finanzieren. Dabei sind deren Kosten vergleichsweise gering: umgerechnet nicht mehr als 6.000 Schilling pro Person und Jahr. Bruder Gianni bittet uns als seine Freunde in Österreich ganz herzlich, ihn bei diesem wichtigen und zukunftsträchtigen Projekt zu unterstützen und einige Stipendien zu übernehmen.

* Fortbildung für Mitarbeiter in der Leprabekämpfung: Um Ausbildung geht es auch im zweiten Projekt. Die Menschen in Laos müssen lernen, ihre Probleme selbst zu lösen. Zum Beispiel in der Leprabekämpfung. Da braucht es Gesundheitshelfer, die in die Dörfer und Bergregionen gehen, um die dort oft versteckt lebenden Leprakranken herauszufinden, Aufklärung zu leisten und erste Behandlungsschritte einzuleiten. In entsprechenden Ausbildungskursen für Krankenschwestern und Dorfhelfer wollen die Kamillianer ihr Know-how in der Leprabekämpfung weitergeben. 400 Personen, Krankenpfleger, Schwestern und Gesundheitshelfer, haben sich bereits angemeldet.

Die von den Kamillianern angebotene Ausbildung vermittelt Einblicke in das Erkennen der verschiedenen Hautkrankheiten sowie Grundkenntnisse in der Früherkennung der Lepra. Außerdem werden entsprechende Heilungsmöglichkeiten gelehrt. Diese in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium abgehaltenen Kurse erstrecken sich über drei Jahre an jeweils 20 Tagen im Jahr.

Auch hier stehen die Ausbildungskosten von 560 Schilling pro Person und Jahr in keinem Verhältnis zu dem großen Gewinn in der Bekämpfung der Lepra, vor allem bei denen, die von ihrer Infektion noch gar nichts ahnen.

Medikamente fehlen * Medikamente und medizinische Hilfsmittel: Medikamente gegen die Lepra und andere damit verbundene Krankheiten, Verbandmaterial, Prothesen ... An all dem fehlt es immer wieder. Die Heilung eines Leprakranken kostet bis zu 2.000 Schilling, bei einem Kind sind es 500 Schilling.

Am 28. Jänner 2001 ist Weltlepratag. Seit über 50 Jahren kämpft der Kamillianerorden gegen diese Krankheit - in Westafrika, Madagaskar, Brasilien, Indien, China und jetzt auch in Laos. Unzählige Menschen wurden in diesen 50 Jahren geheilt oder haben doch wenigstens neue Hoffnung für ihr Leben erfahren. Und sie hoffen weiter- auf unsere Anteilnahme und Solidarität und unsere Großzügigkeit. Bitte, geben Sie ihnen mit Ihrer Spende eine Chance.

Der Autor ist Leiter des Gesundheitsdienstes der Kamillianer.

Zum Thema: Projektpartner Für diese Aktion gelten folgende Nummern: Telefon: 01/535 12 87-0; Telefax: 01/535 31 71 (Superiorenkonferenz) Projektpartner in Laos / Thailand: Fr. Gianni Dalla Rizza, St. Camillus Village, Khokwat Simahosoth 25190, Prachinburi, Thailand.

Telefon: 006637-276010, Fax 276036, E-Mail: armando@prachin.ksc.co.th.

Die Kamillianer im Internet: www.camilliani.org.

Konten: PSK Wien 2482.200, BLZ 60000 Raiba Wien, Nr. 2.317.352, BLZ 32000 Schelhammer & Schattera Wien, Nr. 165290, BLZ 19190

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