Impfpflicht für alle: Nein!

Ich bin geimpft. Zweimal. Um mich gegen einen Impfdurchbruch zu schützen, werde ich mich ein drittes Mal stechen lassen. Auch in meiner Familie, im Kern und in den Schalen, sind alle geimpft. Der Stress vieler, bei denen der Impfriss Verwandt- und Freundschaften teilt, bleibt mir erspart.

Keineswegs fremd ist mir aber das Unverständnis, der Ärger, samt teilweise ausfällig werdender Wut über die Impfgegner, die politischen und medizinischen Kurpfuscher mit und ohne Pferde-Entwurmungsdiplom. Aber ich verbiete mir, diesen Frust in Chats und anderswo rauszulassen. Ich verurteile, ich hasse, ich wüte in mir. Das kühlt ab, das holt mich von meinem Ross (ja, auch ich hab eins!) runter. Denn was ich mir auch von dieser Pandemie nicht nehmen lasse, ist, mir so gut wie möglich meinen „zivilisatorischen Anstand“ zu erhalten. Ich wehre mich, aus meinem ungeimpften Gegenüber einen „toxischen“ Feind zu machen. Sehr schwierig. Viel leichter hingeschrieben, als den Ansichten der Impfgegner noch zuhören zu können und mit ihnen im Gespräch bleiben zu wollen – weil ich innerlich mit ihnen schon lange fertig bin. Mit ihren Meinungen und ihren Argumenten. Aber nicht mit diesen Menschen. Das erlaube ich mir nicht. Weil ich damit die Meinungsfreiheit verraten würde.

Die fälschlicherweise Voltaire zugeschriebene Forderung ist auch in einer Pandemie richtig: „Ich verabscheue, was Sie sagen, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie es sagen können.“ Bei Corona geht es um Leben und Tod. Deswegen halte ich die Position der Impfgegner für grundfalsch, gefährlich und verächtlich. Aber meine Freiheitspflicht sticht ihre Impfpflicht!