Innviertel grenzenlos

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Die oberösterreichische Landesausstellung zeigt das Leben der Menschen auf beiden Seiten des unteren Inns.

Der Inn ist die Grenze zwischen Niederbayern und dem Innviertel, aber eine politische Grenze markiert er erst seit 1779, als das Innviertel im Frieden von Teschen zu Österreich kam. Und seit dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 ist diese Grenze praktisch irrelevant geworden. Für die kulturelle Identität der Menschen bildete der Inn immer mehr einen gemeinsamen Bezugspunkt als eine Grenze.

Die diesjährige oberösterreichische Landesausstellung dokumentiert auf eindrucksvolle Weise die Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Lebensraumes am unteren Inn seit dem frühen Mittelalter. Ländlicher Raum und der Mikrokosmos Stadt, bäuerliches Leben sowie die Rolle des Adels und der Klöster werden ebenso gezeigt wie die wechselvolle Geschichte des Fürstbistums Passau.

Vier Orte und Themen

Die Landesausstellung "Grenzenlos. Geschichte der Menschen am Inn" wurde von Innviertel und Bayern gemeinsam geplant. Von vier Orten und Themen wird das Innviertel betrachtet. Dass sich bereits die Römer am Inn niederließen, kann man im Kloster Asbach sehen, das Adelsherrschaft und Klosterleben zeigt. Die Ausstellung zeigt die Liturgien der Klöster wie ihre Rolle als Grundherren.

Wie stark das Bistum Passau in das habsburgische Machtkalkül eingebunden war, wird im Oberhausmuseum Passau deutlich. Die Erzherzöge Leopold und Leopold Wilhelm amtierten hier im 17. Jahrhundert als Bischöfe, "sammelten" daneben noch andere geistliche Ämter und Pfründen und befehligten Armeen. Leopold, dessen Söldnertruppe, das "Passauer Kriegsvolk", Furcht und Schrecken verbreitete, legte 1626 alle geistlichen Ämter nieder und heiratete die verwitwete Claudia von Medici. Passau als Residenzstadt - während der Türkenbelagerung residierte hier sogar der Kaiserhof - ist virtuell "begehbar". Neben dem Prunk der Feste sind auch die Sorgen und Nöte der Bevölkerung gegenwärtig. Aufstände verzweifelter Bauern wurden brutal niedergeschlagen. Die Bischöfe des 17. und 18. Jahrhunderts führten jedoch auch beeindruckende Reformen im Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen durch. 1783 entzog Kaiser Josef II. dem Bistum Passau alle Teile auf "erbländischem Boden" - sechs Siebtel der einst größten Diözese des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation -, um daraus die Bistümer Linz und St. Pölten zu bilden.

Stadt und Land

Prototyp der Städte in der Region ist Schärding, das durch den EU-Beitritt Österreichs jenes Hinterland wieder gewann, das es 1779 verloren hatte. Stadtverwaltung, Gesetze und Gerichte, Gewerbe und Zünfte sowie das verkörperte Muster sozialer Ordnung im originalgetreuen Modell eines Schiffszuges auf dem Inn sind hier ebenso zu sehen wie das Innere eines Hauses mit Originalmöbeln, Gemälden und Kochgeräten. Ein sieben Kilo schwerer Meteorit, der 1768 bei Mauerkirchen einschlug, steht für die Bedrohungen durch die Natur, denen die Menschen ausgesetzt waren.

Das Leben der Bauern, ihr Tagesablauf und ihre Arbeitsgeräte, ihre wenigen Habseligkeiten und die Hühnerkäfige in der Stube zeigt Stift Reichersberg. Angst und Aberglaube, die Heiligen und Wallfahrtsorte der Region sowie die berüchtigten Innviertler Raufwerkzeuge sind ebenso vertreten.

Seit dem Wegfall der Grenze ist die Region um den unteren Inn wieder eine wirtschaftliche und kulturelle Einheit. Der Inn war eine künstliche Staatsgrenze - jetzt ist er wieder eine natürliche Verbindung.

Information

Museum Kloster Asbach

Gemeinde Rotthalmünster

D-94094 Asbach

Info Telefon: 0049/851/9496014

24 Std. Hotline 0049/1805/101424

Oberhausmuseum Passau

Oberhaus 125

D-93034 Passau

Info-Telefon: 0049/851/493350

Stift Reichersberg

4981 Reichersberg am Inn

Info Telefon: 07758/30030

Ausstellungsbüro Schärding

Schlossgasse 3

4780 Schärding

Info-Telefon: 07712/29020

Öffnungszeiten

Schärding und Reichersberg

täglich 9 - 18 Uhr (letzter Einlass 17 Uhr)

Passau, Veste Oberhaus und Museum Kloster Asbach

Mo - Fr 9 - 17, Sa, So u. Feiertag 9 - 18 Uhr

Eintrittspreise Einzel Kombi

Vollzahler 5,- 14,-

Ermäßigung 4,- 12,-

Schüler in Klasse 2,- 6,-

Fam. ohne Familienkarte 10,- 28,-

Fam. mit Familienkarte 8,- 25,-

Führung 2,- ---

Ermäßigung für Behinderte, Pensionisten, Präsenz- und Zivildiener, Lehrlinge und Studenten sowie Kulturvermittler mit entsprechendem Ausweis sowie für Gruppen ab acht Personen.

Infos und Führungen: www.landesausstellung2004.info

Adelsherrschaft

Klosterleben

Museum Kloster Asbach

Das niederbayerische Kloster, dessen restaurierte Barockräume im Gästetrakt erstmals zugänglich sind, stellt zum Teil erstmals gezeigte Originalexponate aus bayerischen und österreichischen Sammlungen aus. Von der Spätantike bis ins 18. Jahrhundert lassen sich die Entstehung des Adels und der Klöster verfolgen. Die Ausstellung ermöglicht einen Blick hinter Klostermauern und auf das Leben der Adelsfamilien auf dem Land, wie es der Kupferstecher Michael Wening festgehalten hat. Die Künstlerfamilie Schwanthaler bildet einen eigenen Schwerpunkt.

Herrschaftszeiten.

Das Fürstbistum Passau

Oberhausmuseum Passau

Einmalige Exponate aus bedeutenden Sammlungen und Museen Europas, unterstützt durch eine Multivisionsshow und aufwändige Rauminstallationen auf über 1000 m2 Ausstellungsfläche zeigen die bewegte Geschichte des Bistums Passau im 17. und 18. Jahrhundert.

Die Ausstellung beleuchtet die Lebensumstände der Menschen auf dem Land und in der Stadt. Der Besucher erlebt den Prunk der Residenzstadt, den barocken Alltag der Wohlhabenden und die Entbehrungen der Armen.

Stadt. Menschen. Leben

Schärding

Gefördert von den Wittelsbachern, reich geworden durch Handel und Schifffahrt auf dem Inn, durch Jahrhunderte immer wieder Aufmarschgebiet fremder Heere, wurde Schärding 1779 plötzlich Grenzstadt. Die Ausstellung zeigt das Funktionieren einer Stadt: Märkte, Steuern, Mauten, Zölle, Marktrecht und Kleiderordnung. Exponate aus Oberösterreich und Bayern, großteils noch nie öffentlich gezeigt, machen die Entwicklung der Stadt in baulicher, wirtschaftlicher und demografischer Perspektive sichtbar.

Bauern,

drent und herent

Kloster Reichersberg

Das Kloster Reichersberg, dessen ausgedehnte Kellergewölbe erstmals zu sehen sind, dokumentiert das bäuerliche Leben, die Wirtschaftsentwicklung und die Alltagskultur zu beiden Seiten des unteren Inns. Dem Klischee der wohlhabenden Bauern im Innviertel wird die harte Wirklichkeit gegenübergestellt: ein anstrengender Tagesablauf und ein bescheidenes Leben, in dem die wenigen Besitztümer gehütet werden. Aberglaube und Religiosität, Feste und Feiern und die starren Ordnungen der sozialen Kontakte werden sichtbar.

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