Irak-Wahl: Kein Grund für US-Stolz

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Es waren wohl die ungewöhnlichsten Wahlen mit dem Attribut "demokratisch", die es je gegeben hat: Kandidaten ließen zwar ihren Namen auf Wahllisten setzen, machten aber ihre Kandidatur dann aus Angst nie öffentlich; die Mehrheit einer wichtigen Bevölkerungsgruppe, der arabischen Sunniten, nahm nicht an den Wahlen teil; in manchen Orten wurden die Wahllokale nicht einmal aufgesperrt, zu gefährlich...

Und doch, selbst der größte Skeptiker, die größte Skeptikerin kann nicht anders, als angesichts der Bilder mit den vor den Wahllokalen wartenden Irakern und Irakerinnen Hoffnung zu schöpfen: Diese Menschen wollen am politischen Prozess, an dessen Ende ein völlig neuer Irak stehen soll, teilnehmen. So sehr, dass sie ihr Leben dafür aufs Spiel setzen.

Verzichtbar ist in diesem Moment jedoch jede amerikanische Selbstbeweihräucherung, sie ist eine Beleidigung der Todesopfer, die der Wahltag gefordert hat: Denn sie sind nicht nur, aber auch ein Resultat der Fehler, die die usa im Irak nach der Beseitigung Saddam Husseins gemacht haben. Das simplizistische Bild der us-Regierung vom Irak hat bei der Marginalisierung der arabischen Sunniten fleißig mitgeholfen, denen die ganze Schuld des Baath-Regimes aufgeladen wurde. Und durch die eigene Besatzer-Attitüde, dessen schlimmster Auswuchs Abu Ghraib war, wurden dann auch noch jene Bevölkerungsteile entfremdet, die zuerst durchaus für eine us-Präsenz gewesen waren, weil sie sich dadurch eine Stabilisierung des Landes erhofften. Die usa haben nicht viel, worauf sie im Irak stolz sein können. Stolz können aber die Iraker nach diesem Wahltag auf sich selbst sein.

Die Autorin ist Außenpolitik-Ressortleiterin des "Standard".

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