Wahlkampf-Rhetorik im Original-Ton: Mike Waltner zum Sündenregister des scheidenden und den Herausforderungen für den kommenden Präsidenten.
"Des Menschen Sinn für Gerechtigkeit macht Demokratie möglich. Seine Neigung zur Ungerechtigkeit macht Demokratie notwendig." Reinhold Niebuhr, US-Theologe (1892-1971)
George W. Bush ist schon fast Geschichte. Und das ist auch gut so. Eine Mehrheit der Amerikaner kann es kaum erwarten, dass er aus dem Oval Office auszieht. Und obschon er seine Koffer packen und sich auf seine Ranch nach Crawford Texas zurückziehen wird, die Politik seiner Administration wird in den USA und weltweit noch lange nachwirken. Und das auf keinen Fall in einem positiven Sinn, denn nach acht Jahren Präsidentschaft von George W. Bush wird Amerika viel Schlechtes hinterlassen:
Bushs schweres Erbe
* Einen Krieg im Irak, dessen Nachwirkungen noch lange zu spüren sind - auch wenn sich die US-Truppen aus dem Irak zurückziehen.
* Eine Wirtschaft, die sich am besten Weg in Richtung einer langfristigen Rezession befindet.
* Ein Gesundheitswesen, das krank ist. In dem 47 Millionen Amerikaner überhaupt keine Krankenversicherung haben und weitere Millionen US-Bürgerinnen und -Bürger - darunter auch sehr viele Kinder - nur unzureichend versichert sind. Das kostet unseren Staat nicht nur viel Geld, sondern fordert absolut inakzeptabel und verheerenderweise auch immer wieder zahllose Menschenleben.
* Die junge Generation der Amerikaner steckt nach der Präsidentschaft Bush bis über beide Ohren in Schulden. Um ihre Ausbildung finanzieren zu können, haben die meisten jungen Menschen in unserem Land Kredite aufnehmen müssen, die sie nun ihr Leben lang zurückzahlen werden.
Auf der anderen Seite der Bilanz Bush steht: So viele Millionäre und Milliardäre wie heute gab es noch nie zuvor in der US-Geschichte. Kein Zweifel, die Bush-Politik war gut für die oberen Zehntausend. Die Reichen wurden reicher, die Armen ärmer.
Auch Republikaner atmen auf
Ich denke, wir können nach fast acht Jahren Bush und seiner neokonservativen Agenda nun wieder aufatmen und hoffnungsfroher in die Zukunft blicken. Wenn ich mich bei meinen Bekannten - darunter auch viele Republikaner - umhöre, so lechzt wirklich jeder nach einem Politikwechsel in Washington.
Ich hoffe, dass ich Teil einer neuen Generation von Politikern in Washington sein werde, die die Rolle der öffentlichen Hand (government) neu definiert. Wir müssen aufhören zu glauben, dass allein der Markt die Werte unserer Gesellschaft bestimmt. Wir müssen weg vom dogmatischen "small government" hin zu "responsible government", einer Politik, die Verantwortung übernimmt, die soziale Investitionen ernst nimmt.
Amerika war immer ein sehr flexibles und erfindungsreiches Land. Amerika hat die Fähigkeit, sich schnell zu wandeln. Darauf setze ich meine Hoffnung. Ich hoffe, dass mit der Wahl 2008 nicht nur ein demokratischer Präsident die Fäden in die Hand nimmt, sondern auch das Kräfteverhältnis im Kongress von den Demokraten dominiert wird. Nur so wird es uns gelingen, Gesetze durchzubringen, die sowohl den einfachen Amerikanern als auch der Welt zu Gute kommen. Amerika muss wieder ein Vorbild für Gleichheit, Freiheit und Menschenrechte werden. Gut, dass Bushs Politik der Regression, Rezession and Repression ein Ende findet.
Der Autor ist demokratischer Kandidat aus dem Bundesstaat Pennsylvania und kandidiert bei den Kongresswahlen 2008 für das US-Repräsentantenhaus.
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