Jüngster Präsident der Muslime muss abtreten

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Anfang Dezember wählt die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) ihre Organe neu - und Ibrahim Olgun wird dann nicht mehr Präsident der österreichischen Muslime sein. Damit wird der erste in Österreich Geborene an der Spitze der IGGÖ sowie auch der jüngste Präsident (Olgun war bei seiner Kür vor zwei Jahren 28 Jahre alt) Geschichte sein. Der Ankündigung der IGGÖ, sich personell, aber auch strukturell neu aufstellen zu wollen, waren lange interne Querelen vorangegangen. Schon jetzt kann man konstatieren, dass Olguns Präsidentschaft unter keinem guten Stern stand, was zum Teil auf Olguns persönliche Performance, zum Teil aber auch aufs antimuslimische Klima im Land zurückgeführt werden kann. Der 1987 geborene Weinviertler mit türkischen Wurzeln maturierte am Wiener TGM und studierte danach Islamische Theologie in Ankara. Ab 2013 war er beim türkischen Verband ATIB, der der religiösen Behörde Diyanet in Ankara untersteht, angestellt. Die ATIB war es auch, die Olgun fürs Präsidentenamt nominierte, was wegen deren Verbindungen des Verbandes zur Erdoğan-Administration hierzulande von vielen kritisch gesehen wurde. In der öffentlichen Wahrnehmung wurde Olgun diese (religions-)politische Einordnung nicht los. Aber auch innerhalb der IGGÖ gelang es Olgun nicht, disparate Zustände und nicht zuletzt ethnisch bestimmte Machtkämpfe hintanzuhalten. Letztere können zwar auch als Folge des seit 2015 in Kraft befindlichen Islamgesetzes gesehen werden, das der ethnischen Ausfspaltung der Muslime Vorschub leistete. Nun soll derartiger Ethnisierung mit einer neuen Verfassung der IGGÖ begegnet werden. Aber auch persönliche Schnitzer leistete sich Olgun in seiner kurzen Amtszeit. So kritisierte er 2017 in einem Interview mit dem Linzer Volksblatt die Streichung der Evolutionstheorie aus den Lehrplänen in der Türkei damit, dass der Islam "immer für einen überzeugten, durch Wissenschaft belegten Glauben" stehe. Wenige Tage später verlautete Olgun jedoch, der Zeitungsbericht sei eine "infame Unterstellung": Die IG-GÖ würde sich nie für "falsche Entwicklungen wie die Evolutionstheorie" aussprechen. Ähnlich unglücklich agierte Olgun Anfang 2017 bei der Kopftuch-Fatwa durch den Mufti IGGÖ ,der das Tragen des Kopftuches als religiöses Gebot qualifiziert hatte, indem er Kritiker der Fatwa, zu denen auch Muslime gehörten, Einmischung in die inneren Angelegenheiten der IGGÖ vorwarf.

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