
Jurij Scheljaschenko: „Papst Franziskus’ Stimme hat enorme Bedeutung“
Das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen gehört für den ukrainischen Pazifisten Jurij Scheljaschenko zur Kultur des Friedens, die er selbst im russischen Bombenhagel verteidigt.
Das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen gehört für den ukrainischen Pazifisten Jurij Scheljaschenko zur Kultur des Friedens, die er selbst im russischen Bombenhagel verteidigt.
Jurij Scheljaschenko ist auf ukrainischer und internationaler Ebene in der Friedensbewegung aktiv. Beim Internationalen Gipfel für Frieden in der Ukraine am Wochenende in Wien wird der Seán MacBride Friedenspreis-Träger 2022 mit russischen Pazifisten nach Friedenslösungen suchen.
DIE FURCHE: Herr Scheljaschenko, wie geht es Ihnen als einer Stimme für Frieden inmitten von Kriegsgetöse?
Jurij Scheljaschenko: Ich werde oft gefragt, wie ich für den Frieden eintreten kann, während wir von russischen Raketen angegriffen werden. Ich antworte als einer, der genauso im russischen Bombenhagel sitzt: Das ist eine tragische Situation, die wünsche ich niemandem, aber wir müssen gemeinsam zu einer neuen Basis des Miteinanders kommen. Wer so wie ich daran glaubt, dass die Menschheit eine Familie ist, der unterscheidet nicht, in welchem Zimmer des gemeinsamen Hauses jemand lebt. Jeder Streit zwischen Nachbarn schadet uns allen.
DIE FURCHE: Wie reagieren Ihre Gegenüber auf diese Antwort?
Scheljaschenko: Einige misstrauen uns, andere sind offen feindlich, ich bekomme auch immer wieder bizarre Drohanrufe in der Nacht. Einige senden mir über Messenger Fotos von Kriegsgräueln. Wenn russische Raketen ukrainische Städte zerstören, Zivilisten töten, wenn russische Soldaten Kriegsverbrechen begehen, ist das ein Horror. Aber es ist nicht weniger schlimm, wenn die ukrainische Armee russische Zivilisten tötet und in Kriegsverbrechen verwickelt ist. Es gibt Verbrechen auf beiden Seiten, das ist ein Faktum, es gibt keinen
gerechten Krieg.
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