Kein Datum der Konservativen

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Die Monatszeitschrift Datum feierte jüngst ihre 50. Ausgabe. Mit Idealismus, Selbstausbeutung und Sturköpfigkeit ist es Klaus Stimeder, heute Anfang dreißig, und seinen Leuten gelungen, ein völlig neues Produkt am österreichischen Medienmarkt zu etablieren. Die Latte hatte man sich nicht eben niedrig gelegt: Weltwoche, New Yorker und Zeit waren und sind die deklarierten Vorbilder. Inzwischen gilt das Magazin als eine Art Talenteschmiede der heimischen Journalistik, die Liste der eingeheimsten Preise kann sich ebenso sehen lassen wie das Lob österreichischer und, jawohl, auch internationaler Medien wie Financial Times oder Neue Zürcher Zeitung.

Doch bei allem Respekt für die verlegerische und journalistische Leistung von Stimeder & Co. - sie erklärt noch nicht den Erfolg in puncto Sympathie, Wohlwollen und Aufmerksamkeit, zumal dieser keineswegs von harten Zahlen gestützt wird - "knapp über 2100 zahlende Abonnenten" nennt das Editorial der Jubiläumsausgabe.

Das Elend des bürgerlichen Lagers

Neben manchen anderen Faktoren wie dem Charme des "David gegen Goliath"-Prinzips dürfte auch die ideologische Positionierung von Datum eine wesentliche Rolle spielen. Oder, andersherum gesagt, man kann die ",Datum'-Erfolgsgeschichte" (Wiener Zeitung) auch ex negativo als Exempel für das (nicht nur mediale) Elend des bürgerlichen Lagers in Österreich lesen: Eine vergleichbare "Erfolgsgeschichte" unter umgekehrtem Vorzeichen ist hierzulande kaum vorstellbar.

Das zeigt sich schon bei den Inserenten, die dem Blatt die Reverenz zum Jubiläum erweisen (die - siehe oben - nicht in ÖAK- oder Medianalyse-Zahlen begründet sein kann), wozu unter vielen anderen Industriellenvereinigung und ÖVP zählen. Glaubt hingegen jemand, dass SP, Grüne oder ihnen nahestehende Institutionen in einem prononciert konservativen auflagenschwachen Magazin inserieren würden? Das spiegelt sich aber beispielsweise auch im Redaktionsbeirat von Datum wider, der von Altachtundsechzigern ins semibürgerliche Lager reicht und - sicherheitshalber, wir sind ja in Österreich - auch einen prominenten katholischen Geistlichen an Bord hat. Es bestätigt sich hier einmal mehr Erhard Buseks Wort vom "bürgerlichen Trauerspiel", das vor allem darin besteht, dass "Linkes" weit in konservative Kreise hinein ausstrahlt und fasziniert, ohne dass es dazu eine gegenläufige Entsprechung gäbe.

Die Begriffshoheit der Linken

Das hat unter anderem damit zu tun, dass die Linke die Begriffshoheit im öffentlichen Diskurs errungen hat (was natürlich nicht ihre Schuld, sondern die der anderen Seite ist): Während "links" als politisch eindeutig zuordenbar aber demokratiepolitisch untadelig gilt, hat "rechts" den Hautgout von Mensur und Paintball-Spielen (mindestens das). Und "linksliberal" steht schon beinahe für den Mainstream des Vernünftigen und Wünschenswerten, wohingegen wir bei "rechtsliberal" an Grasser, Meinl und die Fuzzis mit den breiten Hosenträgern denken (die freilich mittlerweile ein bisserl leiser auftreten).

Also sagen wir "das Konservative". Das aber fungiert (und funktioniert!) in Österreich vornehmlich als Teil des Systems, im Dienste der Vorherrschaft der Linken (Stichwort Große Koalition und ihr politmediales Umfeld). Als klar konturierter Gegenentwurf zum linksliberalen, leicht hedonistisch angehauchten Mainstream ist es indes ein Nischenprogramm, das nur punktuell durch starke Persönlichkeiten (wie zuletzt Schüssel) mehrheitsfähig wird.

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