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Der Generalsekretär der Caritas Österreich, Stefan Wallner-Ewald, über unternehmerische Pflichten auf dem Arbeitsmarkt.

Die Caritas hat, gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft und mit anderen sozialen Organisationen, den Trigos 2004 vergeben. Warum?

Stefan Wallner: Weil das Thema soziale Verantwortung von Unternehmen in Zukunft immer wichtiger werden wird. Denn zum einen geraten Unternehmen immer stärker öffentlich unter Druck. Ich denke da an Skandale wie Enron oder Parmalat. Aber ich denke auch an die Frage des fairen Handels. Es wird von Kunden und Aktionären genauer geschaut, wie Unternehmen sich verhalten. Das zweite, das eine Rolle spielt, ist dass gerade österreichische Unternehmen es gewohnt waren, auf einem Markt zu operieren, auf dem es sehr klare, strikte arbeits- und sozialrechtliche Regeln gibt. Die operieren nun plötzlich auf Märkten, wo nicht mehr alles, was möglich ist, auch sinnvoll und gut für das Unternehmen ist. Wo sie sich nicht mehr darauf verlassen können, dass der Staat Rahmenbedingungen schafft. Plötzlich muss das Unternehmen entscheiden, was es tut und wo seine Grenzen sind. Da gibt es eine klare Verantwortung von Unternehmen, die global player sind.

Welche Bedeutung hat im Hinblick auf diese Verantwortung der Trigos?

Wallner: Der Trigos ist ein Preis, der best practice-Beispiele prämieren und den Ideenreichtum zeigen soll. Und andere anstiften, auch etwas zu versuchen. Zum Teil geht es ja um einfache Maßnahmen. Der Trigos hat gezeigt, dass auch kleine und mittlere Firmen sehr kreativ sind und sich in sozialen Fragen einbringen.

Macht nicht gerade im Bereich Arbeitsmarkt die Konjunktur unternehmerisches Engagement schwierig?

Wallner: Unternehmen sind dazu da, wirtschaftlich erfolgreich zu sein, das ist klar. Aber je erfolgreicher sie sind, desto mehr Spielraum haben sie, ethisch zu agieren. Und desto mehr Verpflichtung. Das gilt auch für den Arbeitsmarkt. Da geht es auch darum kreativ zu sein. Es ist ja ein großer Irrtum, wenn man sagt, in den Bereich zu investieren, kostet den Unternehmer etwas und nutzt dem Mitarbeiter, nicht aber dem Unternehmen. Allein, wenn man die prämierten Unternehmen anschaut, sieht man ja schon, dass das nicht stimmt. Soziales Engagement lohnt sich für die Gesellschaft und für das Unternehmen, das ist keine Einbahn.

Was wünschen Sie sich bezüglich des Arbeitsmarktes von den Unternehmen?

Wallner: Es gibt eine Reihe von Punkten, die für Unternehmen wesentlich sind. Das eine ist, dass sie wahrnehmen, dass sie mitverantwortlich sind für eine nachhaltige Entwicklung ihres Umfeldes, denn das sichert ja auch ihren wirtschaftlichen Erfolg. Das zweite ist, dass es darum geht, Mitarbeitern Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen. Das hat viel damit zu tun, wie Privat- und Berufsleben vereinbar sind. Zum Dritten ist es nötig, einen Platz zufinden, an dem nicht voll leistungsfähige Menschen ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten und ihren Lebensunterhalt verdienen können. Das ist sozialpolitisch eine große Herausforderung, die Unternehmen, Politik und soziale Organisationen gemeinsam meistern müssen.

Wie sehen Sie diese Punkte verwirklicht?

Wallner: Wir sind in einem Entwicklungsprozess, und Unternehmen merken zunehmend, dass sie nicht wegschauen können, sondern gefordert sind. Das halte ich für einen guten Prozess. Da geht es auch nicht um Almosen, sondern es muss klar werden, dass es eine strategische Notwendigkeit für Unternehmen gibt, sich zu engagieren, wenn sie sich erfolgreich entwickeln wollen. Es ist nicht damit getan, sich ein soziales Mascherl umzubinden, es gibt Anforderungen von Mitarbeiter-, Kunden- und Aktionärsseite, sich da zu positionieren. Da sind wir am Beginn einer Entwicklung.

Die Wirtschaftsvertreter in der Trigos-Initiative sind gegen neue Gesetze - was die Unternehmen derzeit freiwillig tun, soll auch freiwillig bleiben. Sehen Sie das auch so?

Wallner: Zwang hat seine Grenzen. Gerade durch Steuerleistungen, die zu erbringen sind - über Höhe und Art der Verteilung kann man diskutieren - wird sehr viel zum sozialen Ausgleich beigetragen. Wenn Unternehmen sich aus freier Entscheidung engagieren, ist der Motivationsfaktor viel höher. Natürlich wird es immer Firmen geben, die durchschlupfen und sich ihrer Verantwortung nicht bewusst sind. Aber dass das mit Zwang zu lösen ist, glaube ich nicht. Es ist gut, hier nicht mit gesetzlichem Zwang zu arbeiten, sondern den Erwartungsdruck der Öffentlichkeit wirken zu lassen. Denn von Unternehmen wird mittlerweile einfach erwartet, dass sie sich sozial engagieren, und das spüren sie auch.

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