"Keine Kriegsangst"

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Caritas-Nahostkoordinator Stefan Maier zur Bedeutung von Friedensarbeit für den Libanon und seine Region.

Die Furche: Herr Maier, Sie kennen den Libanon seit dem Bürgerkrieg in den frühen 1990er Jahren; wie groß ist Ihre Angst vor einer neuerlichen Eskalation der Gewalt?

Stefan Maier: Im Libanon war es immer ein Auf und Ab, aber die Angst, dass wieder ein Krieg ausbricht, habe ich derzeit nicht.

Die Furche: Woher die Sicherheit?

Maier: Weil der Abstand zum letzten Krieg noch sehr kurz ist, die Menschen hier die Not und das Elend des Bürgerkriegs zu frisch in Erinnerung haben, als dass sie es riskieren, die Differenzen erneut in Gewalt münden zu lassen.

Die Furche: Nichtsdestotrotz ist der Libanon ein Land mit sehr vielen unterschiedlichen Volksgruppen, Religionen, sehr vielen Konfessionen ...

Maier: ... in dem sehr viele Interessen aufeinander prallen. Deswegen ist es ja auch so wichtig, Vertrauen zu schaffen, Vorurteile abzubauen und Toleranz zu stärken - als einen Beitrag dazu verstehe ich die Versöhnungsarbeit bei diesem Friedenslager.

Die Furche: Wie beeinflussen die Spannungen zwischen Libanon und Syrien das Lager?

Maier: Lange Zeit war nicht sicher, ob eine syrische Gruppe überhaupt kommen wird. Syrische Eltern hatten Bedenken, ob sie in der jetzigen Situation ihre Kinder in den Libanon schicken können. Doch diese Befürchtungen konnten wir, Gott sei Dank, ausräumen. Anderswo waren wir weniger erfolgreich: Aufgrund der Bombenattentate hat die libysche Delegation kurzfristig ihre Teilnahme abgesagt.

Die Furche: Gibt es seitens der Politik Hindernisse gegen Ihre Arbeit?

Maier: Die Aktion war in den Anfangsjahren zu klein, um großes Aufsehen zu erregen. Erst jetzt, wo das Lager internationaler wird, wächst auch Interesse und Wohlwollen der Politik daran.

Die Furche: Ist man als katholischer Caritas-Vertreter in einem Land wie dem Libanon nicht immer Partei?

Maier: Man ist immer irgendwie Partei, aber speziell im Libanon hat die Caritas einen überparteilichen Ruf: In den meisten Projekten hier sind auch Muslime integriert - das fängt bei diesem Friedenslager an und hört bei der Berufsausbildung für Palästinenser noch lange nicht auf.

Das Gespräch führte Wolfgang Machreich.

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