Keine Türkei, mehr Deutsch & Gott

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Deutschland stellt die meisten Wahlberechtigten unter den EU-Staaten. Aber aus den Vorbildern in Sachen Wahlbeteiligung sind Wahlmuffel geworden. Bei der ersten direkten EU-Wahl vor 30 Jahren gingen noch zwei Drittel zu den Urnen - deutlich mehr als der damalige EU-Durchschnitt. 2004 waren es nur mehr gut 40 Prozent, am kommenden Sonntag erwartet man eine noch geringere Wahlbeteiligung. Von einem Wahlkampf, der mobilisiert, kann keine Rede sein: Türkei, Deutsch, Gott und soziales Europa - das sind die Themen, die den deutschen EU-Wahlkampf beherrschen. In ihrem Wahlaufruf halten CDU und CSU fest, das christlich-abendländische Werteverständnis "mit einem Gottesbezug in den EU-Verträgen deutlich zu machen". Und die EU müsse die Identität der Nationen achten: "Wir setzen uns daher für die Stärkung der deutschen Sprache in Europa ein."

Beim gemeinschaftlichen "Wir" bleiben die Unionsparteien auch, wenn es um den EU-Beitritt der Türkei geht: "Wir halten eine privilegierte Partnerschaft anstelle einer Vollmitgliedschaft der Türkei mit der EU für die richtige Lösung." Der SPD-Spitzenkandidat für die Wahl, Martin Schulz, forderte die deutsche Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel daraufhin auf, die Haltung der Unionsparteien zum EU-Beitritt der Türkei zu klären. Denn die Regierungschefin habe bisher jeder Eröffnung eines neuen Verhandlungskapitels zugestimmt.

Der SPD-Politiker Schulz wird in den eigenen Reihen als neuer deutscher EU-Kommissar gehandelt. Die CDU favorisiert für diesen Posten den allerdings bei Merkel in Ungnade gefallenen früheren Unions-Bundestagsfraktionschef Friedrich Merz. Damit wird die EU-Wahl auch zu einer Abstimmung über den deutschen Kommissar. Denn für die Union gilt: "Das Bürgervotum bei der Wahl des Europäischen Parlaments muss sich in der Wahl des Präsidenten der Europäischen Kommission und bei der Auswahl des deutschen Kommissars widerspiegeln."

In Umfragen liegen CDU und CSU bei 37 Prozent, fast acht Prozentpunkte schlechter als 2004. Die SPD rangiert bei 28 Prozent. Am meisten zittert bei dieser Wahl aber die CSU: Weil bei der Europawahl eine bundesweite Fünf-Prozent-Hürde gilt, muss die CSU bei einem schlechten Ergebnis in Bayern um den Wiedereinzug ins Europäische Parlament bangen. Bei der Europawahl 2004 war sie mit 57,4 Prozent in Bayern auf bundesweit 8,0 Prozent gekommen, bei der Landtagswahl 2008 stürzte sie aber auf 43,4 Prozent ab.

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