Kind und Beruf unter einem Hut

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Eine Privatinitiative für alleinerziehende Mütter will Ausbildungsstätte, Arbeitsplatz und Kinderbetreuung unter einem Dach vereinen.

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Eine Privatinitiative für alleinerziehende Mütter will Ausbildungsstätte, Arbeitsplatz und Kinderbetreuung unter einem Dach vereinen.

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Den Tag beginnt Margit Wendelberger spielend mit ihrer fast zweijährigen Tochter Michelle. Dabei wird immer die Zeit zu kurz und viel zu bald heißt es zusammenpacken und ab zur Arbeitsstätte der Mutter gegenüber der UNO-City im 22. Wiener Bezirk. Inmitten von viel Grün liegt hier der Verein MOM.

MOM ist als Zentrum für alleinerziehende Mütter gedacht. Es vereint Ausbildungsstätte, Arbeitsplatz und Kinderbetreuung unter einem Dach. Für alleinerziehende Mütter ist das ein wesentlicher Faktor um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist Wendelberger, Gründerin des Vereins, überzeugt.

Die Landidylle setzt sich innerhalb des Areals fort und noch etwas fällt dem Besucher auf: Spielgeräte, eine Sandkiste und ein Streichelzoo mit schlappohrigen Hasen. Keine Frage, hier haben Kinder das Sagen.

Michelle wird hier den Tag verbringen, während ihre Mutter gleich nebenan für das ehrgeizige Projekt arbeitet. Sie will beweisen, daß man auch ein Sozialprojekt nach wirtschaftlichen Kriterien führen kann.

Direkter Praxisbezug Margit Wendelberger weiß wovon sie spricht. Die 38jährige Niederösterreicherin war als Managerin für internationale Konzerne tätig. Nach der Ostöffnung gründete sie in Budapest ihre eigene Marketing-Firma und war auch als Unternehmerin erfolgreich. Eine von ihr und ihrem Team kreierte Kampagne für einen internationalen Markenartikel wurde zur weltweit besten gekürt.

Doch beruflicher Erfolg ist eine Sache, privates Glück eine andere. Als sich Wunschkind Michelle ankündigte, begann Wendelberger ihr Leben neu zu organisieren. Sie verkaufte die Firma in Budapest, denn "mit einem Kind wollte ich nicht in Osteuropa bleiben".

Nach Österreich zurückgekehrt, genoß sie vorerst einmal das Gefühl bald Mutter zu werden - alleinerziehende Mutter. Obwohl selbst ohne finanzielle Sorgen solidarisierte sie sich mit den Problemen alleinerziehender Frauen. Eine Frage beschäftigte sie besonders: Welche Chancen haben die Kinder dieser Mütter? Als Antwort auf diese Frage entstand das Konzept zu MOM.

Herzstück ist das Telezentrum. Es läuft bereits seit April. Derzeit werden dort zwölf arbeitslose Alleinerzieherinnen zu Telearbeiterinnen ausgebildet. Je nach Wunsch umfaßt die Schulung zwei Bereiche, den kaufmännischen mit Buchhaltung und Kostenrechnung und den graphisch-kreativen Bereich mit Desktop-Publishing und Design.

Die Schulung dauert sechs bis zehn Monate. Jedes Ausbildungsmodul schließt mit einer Prüfung ab. "Nur gut ausgebildet, haben Frauen Chancen auf einen guten Job um sich und ihr Kind zu erhalten", ist Wendelberger überzeugt. Die jungen Mütter sind während der Ausbildung angestellt und haben eine 40-Stunden-Woche. Dafür erhalten sie ein Gehalt von 10.000 Schilling. Im Rahmen der Ausbildung werden Firmenaufträge abgewickelt um den Frauen einen direkten Praxisbezug zu vermitteln.

Während die Mütter arbeiten, werden die Kleinen im eigenen Kindergarten versorgt. Der Kindergarten steht auch Außenstehenden und Frauen zur Verfügung, die später einmal das im Aufbau begriffene Gründer- oder Geschäftszentrum benützen werden.

Zwei Kursteilnehmerinnen bieten sich schon jetzt als potentielle zukünftige Kundinnen an. So plant eine mit Lohnbuchhaltung und eine andere mit Veranstaltungsmarketing den Schritt in die Selbständigkeit.

Die in Vorbereitung befindlichen Zentren, etwa das BusinessCenter, Gründerzentrum, KursCenter, BeratungsCenter und Kommunikationszentrum, sind als eigenständige Projekte gedacht, die organisatorisch und auch finanziell voneinander unabhängig geführt werden.

Zwei Jahre gibt sich Wendelberger für die Aufbauarbeit des Gesamtprojektes MOM. Spätestens dann soll sich der Verein selbst finanzieren. Daß das funktionieren kann, will Gründerin Wendelberger mit dem Zentrum beweisen. "Vor allem aber will ich Frauen Mut machen und ihnen helfen, über eine gute Ausbildung zu einem guten Job zu kommen, damit sie besser für sich und ihre Kinder sorgen können".

Wer an diesem Projekt Interesse hat, kann sich unter der Wiener Telefonnummer 263 66 06 informieren.

Nächste Woche im Teil 9: Büchertips für den Einstieg in die Selbständigkeit.

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