Eine zerbrochene Partnerschaft bedeutet auch eine Belastungsprobe für die Eltern-Kind-Beziehung. Die auf Familien- und Scheidungsrecht spezialisierte Rechtsanwältin Susanne Schwarzenbacher berichtet über ihre Erfahrung als Mediatorin in Sorgerechtsfragen.
Die Furche: Was bedeutet ein Gerichtsstreit für ein Kind?
Susanne Schwarzenbacher: Uneheliche Kinder erleben ja erstmals einen Gerichtsfall. Scheidungskinder könnten das bereits ein zweites Mal mitbekommen. Um die Kinder möglichst zu schonen, gibt es nun die Erziehungsberatung. Gerade Eltern in schweren Konflikten sollen so ein Bewusstsein für die schwierige Lage ihres Kindes entwickeln.
Die Furche: Das Kontaktrecht kann nun gegen den Willen des kontaktberechtigten Elternteils gerichtlich durchgesetzt werden. Ist es zielführend, desinteressierte Eltern zu verpflichten?
Schwarzenbacher: Zumindest einen Versuch ist es wert. So können Kinder ihren Vater überhaupt kennenlernen. Es besteht auch die Hoffnung, dass Väter dadurch ein stärkeres Interesse am Kind entwickeln. Auf Dauer ist ein Kontakt mit einem desinteressierten Elternteil sicher nicht sinnvoll.
Die Furche: Ist es realistisch umsetzbar, dass Elternteile - meist Väter - trotz Vollzeit-Job am Alltag des Kindes wie vorgesehen teilhaben?
Schwarzenbacher: Oft hat der nicht betreuende Elternteil sehr wohl diesen Wunsch. Dann teilt er sich die Arbeit auch dementsprechend ein. Ein langes Wochenende mit dem Kind zu verbringen, entspricht dem Wunsch vieler Väter.
Die Furche: Drittpersonen erhalten nun mehr Rechte. Damit will man mehr auf das Kind eingehen.
Schwarzenbacher: Stiefeltern etwa erhalten auch nach der Trennung vom leiblichen Elternteil ein Besuchsrecht. So können wichtige Bezugspersonen, die nicht verwandt sind, aber jahrelang engen Kontakt hatten, weiterhin im Leben des Kindes präsent sein.
Die Furche: Was können Eltern tun, damit sich Kinder nach Trennungen nicht zerrissen fühlen? Schwarzenbacher: Sie sollten das Kind positiv einstimmen auf den Kontakt mit dem anderen Elternteil. Ansonsten erleben Kinder ihre Übergabe wie den Gang über ein Minenfeld. Eltern müssen akzeptieren, wenn der Ex-Partner andere Lebensgewohnheiten vorlebt. Meist lösen Kleinigkeiten Streit aus: Der eine erlaubt Fernsehen oder Fast Food, der andere nicht.
Die Furche: Wie vermitteln Sie zwischen verhärteten Fronten?
Schwarzenbacher: Für ein besseres Klima soll jeder die Sichtweise des anderen anhören. Sich auf die Wahrnehmung des Kindes zu konzentrieren, ist dabei hilfreich. Anfangs sollten genaue Umgangsregeln festgelegt werden. Etwa 80 Prozent der Mediationen sind so erfolgreich. Meist braucht es zwischen sechs und zwölf Stunden.
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