Kindersklaven der Globalisierung

Werbung
Werbung
Werbung

Die Welt der Medien funktioniert nach unveränderlich elenden Kriterien. Wichtig ist, was in der Nähe passiert, was persönliche Betroffenheit der Leser schafft (Kriege und Gurkenangst) und wo sich die Beschau und Abbildung von Berühmtheit lohnen könnte. In dieser Rangordnung kommt Kinderarbeit, etwa in Kambodscha gar nicht vor. Deshalb erfährt man auch nicht, wenn Hunderte Schüler in Phnom Penh auf die Straße gehen, um gegen die schlimmsten Formen der Kinderausbeutung zu demonstrieren, wie das am 12. Juni geschah. Und man sah auch nicht jene Kinderarbeiter, die am Straßenrand den Touristen, die interessiert und mit Anteilnahme die Demonstration verfolgten, kleine Souvenirs und Geschenkartikel verkauften. Man hörte nicht den zehnjährigen Soth Ousphrea, der 50 Cent am Tag verdient, indem er Plastikflaschen und Dosen sammelt.

Rund 215 Millionen Kinder müssen arbeiten. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO berichtet, dass mindestens die Hälfte unter ihnen schwere und gefährliche Arbeit verrichten muss, etwa im Bergbau und in der Industrie. Immerhin ist aber die Zahl jener, die mit giftigen Chemikalien oder gefährlichen Maschinen umgehen müssen bei Kindern unter 15 Jahren zurückgegangen. Die Organisation führt das auf ein Abkommen aus dem Jahr 1999 zurück, das 173 ILO-Staaten unterzeichnet haben, wonach diese Form der Arbeit für Kinder unter 18 Jahren verboten ist.

Gegen Verbote für Fair Trade

Solches statistisches Material hilft allerdings jenen vier Millionen Kindern nicht, die gezwungen werden, auf den Müllhalden der Großstädte der Philippinen nach verwertbaren Abfällen zu stochern, von den Elektroslums in Indien ganz zu schweigen. Der Sprecher des UNO-Kinderhilfswerk Unicef, Rudi Tarneden meint deshalb, dass "Verbote hier nicht helfen werden, weil man die Ursachen der Kinderarbeit nicht bekämpft“.

Mit Verboten so Tarneden, dränge man die Kinder weitgehend in die Illegalität. Das Problem, das mit der massiven Armut und Unterbezahlung in den ärmsten Ländern der Erde beginne, zeige sich dem Konsumenten in Europa am Wühltisch im Kleidergeschäft und beim "handgenähten“ Fußball aus dem Sporthandel.

Produkte, auf denen "billig“ draufstehe, sind nur allzu oft durch die Hände von Kinderarbeitern gegangen. Unicef-Sprecher Tarneden hat dazu eine einfache Lösung: "Es gibt viele zertifizierte Produkte. Fairen Handel zu unterstützen ist ein gutes Signal an die Firmen und an die betroffenen Länder.“

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung