Krawättchen - © Foto: iStock/IrinaBraga

Konservative Kleinbürger: „Rechtes Pack“ ?

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Gilt es, politisch Rechte a priori abzulehnen, insbesondere wenn man sich selbst als „links“ begreift? Eine persönliche Spurensuche von Tobias Müller im Rahmen einer Grundsatzdebatte.

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Gilt es, politisch Rechte a priori abzulehnen, insbesondere wenn man sich selbst als „links“ begreift? Eine persönliche Spurensuche von Tobias Müller im Rahmen einer Grundsatzdebatte.

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Vor einigen Jahren jobbte ich im Container eines großen Paketzustellers. In der Belegschaft gab es zwei offen erkennbare Linke: den Betriebsrat S., eben weil er der langjährige Betriebsrat war, und mich, weil ich mich gerne in alltäglichen Arbeits-Situationen für Kollegen einsetzte. Als S. und ich eines abends von der Schicht nach Hause radelten, diskutierten wir über Politik. Arbeitstechnisch waren wir uns einig, doch dann ließ S. einen Satz los, der den 11. September relativierte, und einige unappetitliche Dinge über Israel und die USA.

Bei solchen Linken, dachte ich an jenem Abend, umgebe ich mich lieber mit Liberalen. Die Frage, ob es eine moderate, vernünftige, diskursorientierte Rechte gibt, ist komplex: Rechts und Links sind heute schwammige Containerbegriffe, die sich nicht nur stark polarisiert gegenüberstehen, sondern oft auch vage Grauzonen beinhalten, die, wie die Querfront-Tendenzen im Zuge der Corona-Proteste zeigen, sich bisweilen überschneiden.

Nähern wir uns also den Inhalten über Stil und Methodik an und beginnen wir mit dem Kriterium moderat, vernünftig, oder, wenn man so will, politisch redlich. Bevor hier Missverständnisse entstehen: Selbstverständlich gilt dieses Kriterium für Linke ebenso. Betriebsrat S., das zeigt die Episode oben deutlich, entsprach ihm in keiner Weise. „Der Feind meines Feindes ...“ Aus diesem Fazit ergibt sich die klare Handlungsanleitung, mit solchen Akteuren keine Allianzen einzugehen, selbst wenn man hier und da die gleichen Zustände kritisiert. „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ – ist eine dumpfe, eindimensionale Parole und als politische Strategie komplett ungeeignet, will man Integrität und Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen.

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