Konsum-Ankurbler und SPÖ-Erhalter

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Sowohl politisch als auch wirtschaftlich sind die 1,2 Millionen Pensionisten Österreichs eine der wichtigsten Gesellschaftsgruppen. Politisch gilt das vor allem für die SPÖ. Die Sozialdemokraten erlebten jüngst bei den Landtagswahlen in Oberösterreich, bei der sie einen massiven Stimmeneinbruch hinnehmen mussten, dass die Mehrheit ihrer Wähler – über 45 Prozent – aus dem Segment der über 60-Jährigen stammt. Aus diesem Faktum lässt sich auch die mächtige Stellung des sozialdemokratischen Pensionistenverbandes innerhalb des SPÖ ableiten. Sogar zur Delegationsleitung der österreichischen Sozialdemokraten im Europaparlament soll Verbandspräsident Blecha von Bundeskanzler Faymann gebeten worden sein. Dass Blecha ablehnte, sicherte erst die Kandidatur des erfahrenen EU-Parlamentariers Hannes Swoboda. Gemäß dieser Gewichtung greift die stärker bei den Jungwählern verankerte ÖVP die SPÖ auf dem Feld Pensionen an – etwa wenn es um die Abschaffung der Hacklerregelung geht, für die VP-Chef Josef Pröll so vehement eintritt und damit unwirsch gehaltene Dementi bei der SPÖ erregt.

Dabei sitzt mit Andreas Khol ein ebenfalls fervent für die Interessen der Pensionisten streitender Seniorenvertreter in der ÖVP, der mehr als einmal mit SP-Blecha den Schulterschluss in Sachen Pensionsanpassung suchte. Immer wieder in erhitzter Diskussion: Die von den Seniorenvertretern geforderte 1,9-prozentige Erhöhung der staatlichen Zuwendungen. Forderungen wie diese lösen regelmäßig einen Sturm der Entrüstung aus – vor allem in den Medien. Denn der Zusammenhalt zwischen Alten und Jungen ist auch in finanzieller Hinsicht hoch, das bescheinigen deutsche und österreichische Studien. Demnach lassen über 30 Prozent der Rentner ihren Nachkommen regelmäßig Geld zukommen und ersetzen durch eigene Verfügbarkeit die teure Kinderbetreuung.

Milliarden für Konsum

Ganz ähnlich verhält es sich mit den Zuwendungen des Staates für die Pensionisten: 80 Prozent der Pensionen fließen sofort wieder in den Konsum. Pro Monat sind das alleine in Österreich 1,7 Milliarden Euro. Das Wifo tritt auch dem Vorwurf entgegen, die Alten würden auf Kosten der Jungen leben. Nur 0,25 Prozent Produktivitätswachstum pro Jahr reichen demnach aus, um den finanziellen Mehrbedarf durch steigende Seniorenzahlen zu decken. Dass sich Österreichs Alte allerdings im EU-Vergleich überdurchschnittlich „gemobbt“ fühlen (14 Prozent), kann sich auch um eine Fehleinschätzung handeln. Denn gemäß „Forbes“ liegt Österreich unter den lebenswertesten Ländern für Senioren weltweit unangefochten auf Rang eins. (tan)

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